Hamburg. Anderenorts fürchten Shanty-Chöre mangels Nachwuchs um ihre Existenz - die Hamburger auf maritimes Liedgut spezialisierten Ensembles sehen recht entspannt in die Zukunft. "An Neu-Mitgliedern fehlt es nicht", sagt Lothar Überall, 63, vom Wilhelmsburger Shanty-Chor "De Tampentrekker". Auch nicht an Sing-Gelegenheiten. 50 bis 60 Auftritte zählen die Tampentrecker in der Regel pro Jahr.

"Dieses Jahr ist ein Granatenjahr", meint Überall. Die stimmengewaltige Truppe ist spätestens, seit sie in "Inas Nacht" in der Schellfischbar Moderatorin Ina Müller den musikalischen Background liefert, stark nachgefragt. Präsentiert sich die Hansestadt, dann sind die Tampentrekker meist dabei.

Trotz aller Erfolgsmeldungen - eine Sache wurmt den Gesangvereins-Vorsitzenden doch: "Wir finden kaum junge Menschen. Das Interesse beginnt mit dem Eintritt ins Rentenalter." Ähnlich ergeht es dem Shanty-Chor "Windrose". "Ich kann's verstehen", sagt Willi Kanzmeier, 72. "Als ich jung war, fand ich Chöre auch öde", so der Chormanager. "Unsere Zugänge sind 60 und älter."

Um frische Stimmen zu gewinnen, schaltet der Harburger Shanty-Chor "He lücht & die Sailors" schon mal Annoncen. "Die beste Werbung sind aber unsere Auftritte. Wenn wir merken, dass junge Leute im Publikum mitsingen, sprechen wir sie an", sagt Chef-Sänger Klaus-Dieter Schöler. Das neueste Mitglied ist 41 Jahre jung.

Wer Shanties live hören will, hat am Sonntag Gelegenheit: Dann verabschiedet der Shanty-Chor "Windrose" das Segelschulschiff "Gorch Fock" ab 9 Uhr an den Landungsbrücken aus dem Hamburger Hafen.