Nach dem Rücktritt von Wirtschaftssenator Axel Gedaschko ist Handelskammer-Präses Frank Horch als Nachfolger im Gespräch.

"Haben Sie heute schon geköhlert?" Über diesen Spruch, geprägt nach dem überraschenden Rücktritt von Bundespräsident Horst Köhler, kann Hans-Theodor Kutsch derzeit nicht schmunzeln. Denn der Vorsitzende des Industrieverbandes Hamburg (ivh) ist über die Rücktrittswelle im Senat erschüttert, zumal nach Bürgermeister Ole von Beust (CDU), Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos) und Senatskanzlei-Chef Volkmar Schön (CDU) auch Wirtschaftssenator Axel Gedaschko (CDU) sein Ausscheiden ankündigt.

"Ahlhaus Neuanfang ermöglichen": Die Rücktrittserklärung von Wirtschaftssenator Axel Gedaschko im Wortlaut.

Zwar lobt Kutsch, wie auch alle anderen Vertreter der Hamburger Wirtschaft, die Verdienste von Gedaschko. Aber er fordert auch, dass der neue Senat schnell handlungsfähig werden müsse. Dafür müsse die Wirtschaftsbehörde "einen anderen Zuschnitt erhalten, damit die Hamburger Unternehmen einen Ansprechpartner für alle Belange haben und nicht immer zwischen den Behörden pendeln müssen", so Kutsch. "Bei einigen Themen wie der Elbvertiefung wussten wir manchmal nicht, wie die Aufgabenverteilung zwischen den Behörden ist." Der Eindruck sei entstanden, dass Senatskanzlei und Wirtschaftsbehörde unabhängig voneinander an dem Thema gearbeitet hätten. "Dass jetzt beide Behördenleiter zurücktreten, erschüttert mich. Wir brauchen Klarheit, wer künftig die Fäden in der Hand hält."

Ähnlich sieht es Matthias Leutke, Vorsitzender des CDU-Wirtschaftsrats: "Wir fordern, dass der Bereich Medien von der Kultur- in die Wirtschaftsbehörde verlagert wird. Medien sind weniger ein Kultur- als ein Wirtschaftsfaktor. Der Sport könnte dann von der Senatskanzlei betreut werden." Hintergrund: Nach dem angekündigten Rücktritt von Senatorin Karin von Welck gibt es Überlegungen, ihre Behörde für Kultur, Sport und Medien zu zerschlagen und nicht mehr mit einem Senator zu besetzen.

Dagegen spricht sich der CDU-Bundestagsabgeordnete Rüdiger Kruse aus: "Dann spart man 13 000 Euro Senatorengehalt im Monat. Aber das Signal in die Kultur wäre verheerend, weil sie keinen Ansprechpartner mehr hätte." Er selbst stehe aber nicht für ein Amt im Senat zur Verfügung, sagte der Finanzexperte: "Ich bin erst seit einem Dreivierteljahr im Bundestag und will mich auf die Arbeit dort konzentrieren." Als Wirtschaftssenator im Gespräch soll auch Thies Goldberg sein, Kruses Nachfolger als haushaltspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion. Der Unternehmensberater ist allerdings beruflich stark eingespannt und legt wenig Wert auf parteipolitische Rituale - daher dürfte er schwer durchzusetzen sein.

Gute Chancen auf die Gedaschko-Nachfolge soll hingegen Handelskammer-Präses Frank Horch haben. Der 62-Jährige erfüllt eine Voraussetzung, die dem künftigen Bürgermeister Ahlhaus wichtig sein soll: Er kommt aus der Wirtschaft. Als ehemaliger Thyssen-Krupp-Manager hat er glänzende Kontakte zu den Unternehmen und trifft dort sofort auf Akzeptanz - während ein Verwaltungsprofi wie Gedaschko sich diese erst erarbeiten musste. Dazu hat der Nachfolger aber kaum Zeit, in eineinhalb Jahren wird gewählt.

Horch wollte sich zu seinen Ambitionen nicht äußern, sagte aber: "Der Senat muss jetzt schnell wieder leistungsfähig werden und für klare Verhältnisse sorgen. Die Parteien sollten sich deshalb jetzt nicht mit dem Beschaffen von politischen Mehrheiten oder mit Fragen nach Neuwahlen verzetteln, sondern endlich dringende Dinge anpacken, die in jüngster Zeit zu kurz gekommen sind." Als Beispiele nannte er die Elbvertiefung und den Ausbau des Hafenhinterlandverkehrs. Auch Norman Zurke, Geschäftsführer Unternehmensverband Hafen Hamburg, sieht eine wichtige Aufgabe von Gedaschkos Nachfolger darin, "die erforderlichen Mittel für die Weiterentwicklung des Hafens sicherzustellen und den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur voranzutreiben".

Klare Vorstellungen vom neuen Senator hat Matthias Leutke: "Er muss vor allem eine Persönlichkeit der Wirtschaft sein und politisches Feingespür sowie Durchsetzungskraft besitzen", sagt der Vorsitzende des CDU-Wirtschaftsrats. Auch Handwerkskammer-Präsident Josef Katzer würde es begrüßen, wenn der "Neue" aus der Wirtschaft käme, gibt aber zu bedenken: "Allerdings müsste er sich schnell in die politischen Gepflogenheiten einarbeiten und in die Struktur von Behörden." Die sind ja nicht nur für Unternehmer mitunter schwer durchschaubar.