Ein Jahr nach Aufnahme der Wattenmeer-Nationalparke von Schleswig-Holstein und Niedersachsen sowie des Wattenmeer-Schutzgebiets der Niederlande in die Liste des Weltnaturerbes durch die Unesco hat der Umweltschutzverband Nabu eine gemischte Bilanz gezogen. "Die damalige Entscheidung des Welterbekomitees der Unesco hat wesentlich dazu beigetragen, das Wattenmeer als weltweit einmaliges und international bedeutendes Feuchtgebiet weit über die Grenzen der beteiligten Länder hinaus bekannt zu machen", sagte Nabu-Präsident Olaf Tschimpke. Er begrüße daher den Willen Hamburgs und Dänemarks, dem Welterbegebiet mit ihrem jeweiligen Wattenmeer beizutreten.

Dennoch gebe es nach wie vor erhebliche Defizite. "Der Einfluss ökonomischer Interessen im Wattenmeer ist definitiv zu hoch", so Tschimpke. So hätten Öl- und Gasförderung, Fischerei, Schiffsverkehr und in einigen Regionen auch der Tourismus negative Auswirkungen. Vor allem von der Öl-Förderplattform Mittelplate A nahe der Vogelinsel Trischen gehe eine erhebliche Gefahr für das Wattenmeer aus - beispielsweise für den weltweit wichtigsten Mauserplatz der Brandgans.

Ein großes Manko sieht der Nabu im Fehlen von "Nullnutzungszonen", die großräumig nicht mit Booten befahren und befischt werden dürften. "Bei Niedrigwasser ist das Wattenmeer ein Nationalpark, bei Hochwasser eine Bundeswasserstraße", kritisiert Nabu-Wattenmeerexperte Dominic Cimiotti.

Hamburg hatte sich erst nach langem Zögern entschieden, seinen Anteil am Watt der Unesco zu melden. Vollzogen ist der Schritt wegen Bedenken hinsichtlich der geplanten Elbvertiefung aber immer noch nicht.