Der Architekturwettbewerb für das Musikerhaus in der HafenCity ist entschieden

Shanghaiallee in der HafenCity: Hier sollen im Jahr 2012 ein 180 Meter langer sowie recht eintönig wirkender Häuserblock aus rotem Klinker stehen und das kreative Musikerherz der Stadt schlagen. Das will die Baugemeinschaft Bürgerstadt AG mit dem Musikerhaus, das einen Teil des Blocks einnimmt, erreichen: 20 bis 30 Musiker sollen dann diese Wohnungen kaufen, die alle über eine schalldichte Kabine verfügen und bis zu einer halben Million Euro kosten können.

Eine "tolle Möglichkeit, sehr preiswert an Eigentum zu kommen, weil Kredite so extrem günstig sind", sagte HafenCity-Chef Jürgen Bruns-Berentelg bei der Vorstellung des Siegerentwurfs. Das Hamburger Architeturbüro 360grad+architekten hat den Wettbewerb gewonnen.

Mit dem Musikerhaus will Bruns-Berentelg die "Kreativwirtschaft besser integrieren". Die Grunddaten lassen jedoch vermuten, dass man Weltklassemusiker als Zielgruppe ausgemacht hat und nicht die vielen jungen Hamburger Künstler, die günstigen Wohn- und Arbeitsraum suchen und für deren Wohnproblem die Stadt Hamburg gerade eine "Kreativagentur" gegründet hat.

Die Luxuswohnungen im Musikerhaus sollen zwischen 50 und 135 Quadratmeter groß sein und einen "Eingangspreis von 3600 Euro pro Quadratmeter haben", wie Matthias Schwark vom Bauträger Bürgerstadt AG sagte.

Neben vielen wohlklingenden Worten wie dem Hinweis, dass die rhythmisch gegliederte Fassade an eine Partitur erinnere, und der Versicherung, dass man im Innern ungehört mit einer Kreissäge arbeiten könne, erklärte die Bürgerstadt AG ihre Klientel: Das seien "Konzertpianisten, Sopranistinnen, Filmmusik-Komponisten" und "sogar junge Musiker, die schon erfolgreich sind", sagte Winfried Hammann. Insgesamt würde es zehn "Interessenbekundungen" und "Vorreservierungen" geben. Ein junger, sicherlich aufstrebender Kreativer soll auch dabei sein. Der Vater eines Musikstudenten hätte angefragt, ob er seinem Sohn eine Wohnung schenken könne.

Allerdings müsse das Musikerhaus gar nicht so musikalisch sein. Man könne auch eine Wohnung ganz normal nutzen, ohne Musiker zu sein. Und die Erfahrung aus Berlin, wo ein ähnliches Projekt gerade entsteht, zeige, dass auch Menschen ohne lärmintensives Arbeitsgerät sich dafür interessieren würden - zum Beispiel Radiomoderatoren, die ihre Features dort in aller Ruhe produzieren möchten, oder Teilnehmer einer Urschrei-Therapie. Denn das Haus soll kein Musiker-Getto werden.