Takeltüüch Z unächst denkt man an einen Zusammenhang mit der Takelage eines Segelschiffs, die sich für Landratten als ein Haufen verworrenen Tauwerks darstellt. Hier meinen wir aber die abfällige Bezeichnung für ungezogenes Volk, Gesindel, Ausflügler aus der Stadt und unliebsame Personen. Als Heinrich von Ohlendorff um 1885 versuchte, eine attraktive Verkehrsanbindung von der Hamburg-Lübeck-Bahnlinie nach Volksdorf zu schaffen, um den beginnenden Ausflugsverkehr (und wohl auch die Baulandpreise seines dortigen Grundbesitzes) zu fördern, wurde dieses Vorhaben von den Bauern in Volksdorf schroff abgelehnt: Wi wüllt hier keen Takeltüüch hebben! Sie befürchteten wohl, dass aufgetakelte Stadtmenschen die Sonntagsruhe des Dorfes stören könnten. Ohlendorffs Plan scheiterte, bis andere Investoren 1904 die Kleinbahn von Altrahlstedt über Volksdorf nach Wohldorf bauten.

Hans-Hermann Wölfert, Volksdorf

Anm.: Heinrich Freiherr von Ohlendorff (1836-1928) war ein als Importeur von Guano (Chilesalpeter) reich gewordener Hamburger Kaufmann, Reeder, Zeitungsverleger, Senior der Börse und der Kaufmannschaft, Großgrundbesitzer sowie Guts- und Jagdherr in Volksdorf, Sasel und Bergstedt, der sich entgegen hanseatischem Brauch vom Kaiser nobilitieren ließ. Er förderte den Zollanschluss an das Deutsche Reich 1888 und baute mit dem Dovenhof das erste Kontorhaus (samt Paternoster) in Hamburg. Sein Stadtpalais in Hamm (Burgstraße) wurde 1943 ausgebombt.

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