Direkte Nachbarn stören sich am Corfu-Grill, der seine Außengastronomie vergrößert hat. Andere fürchten, der Stadtteil werde spießig.

Eimsbüttel. Nachbarn gegen Gastronomie - dieser Konflikt hat jetzt auch den Eimsbüttler Hellkamp erreicht. Im Nachbarhaus des griechischen Restaurants Corfu-Grill formiert sich derzeit eine Art Anti-Gyros-Front mit Namen "Hausgemeinschaft Hellkamp 41".

Der Corfu-Grill hatte Ende Mai die Fläche für den Außengastronomiebereich vergrößert - um ein Drittel, sagen die Inhaber. Um das Doppelte, sagen Anwohner, denen es zu laut ist. Zudem sei die Geruchsbelästigung noch einmal verstärkt worden. Ihr Vorwurf: Die zusätzliche Fläche sei nicht genehmigt. Ihren Unmut formulierte die Hausgemeinschaft in einem Beschwerdebrief an das Bezirksamt. Initiator Martin Mosel hat zudem ein Schreiben in der Nachbarschaft verteilt, in dem er Lärm- und Geruchsprobleme erläutert und Gleichgesinnte um Unterstützer-E-Mails bittet. Konkret fordert er, der Corfu-Grill solle die Außenfläche auf die bisherige Größe reduzieren. Geredet haben Wirt und Nachbarn nicht miteinander.

Die Auseinandersetzung findet deshalb eher virtuell statt. In einem Stadtteilblog wurde das Schreiben, das Mosel verteilt hat, verbreitet. Seitdem wird auf der Internetseite fleißig kommentiert und diskutiert. Ein User fragt: "Entwickelt sich Eimsbüttel endgültig zum Vorort-Nest?" Immerhin sei es binnen kurzer Zeit das zweite Mal, dass sich Anwohner gegen benachbarte Gastronomie zur Wehr setzen. Erst kürzlich hatte sich gegen ein inzwischen geschlossenes Lokal eine Hausgemeinschaft formiert. Dabei sei laut Bezirksamt das Verhältnis von Nachbarn und Gastronomie im dicht besiedelten Stadtteil über Jahre von Toleranz und Rücksichtnahme geprägt gewesen. Im Gegensatz zu Altona oder Mitte gab es kaum Beschwerden.

Dass bei Nachbarschaftsstreitigkeiten nicht mehr miteinander geredet wird, kennt man beim Mieterverein zu Hamburg gut. "Man schimpft übereinander und fordert Dinge ein, aber man spricht nicht miteinander", sagt Siegmund Chychla, Leiter der Rechtsabteilung. Lärmbeschwerden stünden an erster Stelle der etwa 35 000 Rechtsberatungen pro Jahr.

Corfu-Grill-Inhaber Achilleas Giankoulas hat vor wenigen Tagen zum ersten Mal von den Beschwerden der Nachbarn gehört. "Ich verstehe das nicht", sagt der 39-Jährige. "Wir geben uns große Mühe, leise zu sein und die Außengastronomie abends pünktlich zu schließen." Beim Bezirksamt Eimsbüttel erkennt man bisher keine Regelwidrigkeiten und sieht die vergrößerte Fläche unproblematisch. Der Vergrößerungsantrag liege vor. "Aller Voraussicht nach wird er auch genehmigt", sagt Glunz.