Altstadt. Ein seltener Anblick, der sich da in der Handelskammer Hamburg bot: Ties Rabe (SPD) schiebt gemeinsam mit anderen Politikern Tische zusammen, um Platz zu schaffen. Denn die gut 100 Stühle, die für Lehrer, Schulleiter und Eltern bereitgestellt waren, reichten nicht aus. Auch nachdem weitere Sitzgelegenheiten herbeigeholt wurden, mussten einige Zuhörer stehen - manche bis hinaus ins Foyer des großen Albert-Schäfer-Saals.

Etwa 180 Bürger kamen gestern zu einer öffentlichen Anhörung zum Thema Inklusion an Schulen zur Sitzung des Schulausschusses der Bürgerschaft. Seit 2010 können Kinder mit "sonderpädagogischem Förderbedarf" neben der Sonderschule auch für die ersten und fünften Klassen der allgemeinbildenden Schulen angemeldet werden. Für 60 Prozent der betroffenen Kinder wurde diese Möglichkeit bereits in Anspruch genommen. Doch es gibt Kritik an der Inklusionsstrategie von Schulsenator Ties Rabe (SPD): zu schnell, zu unausgereift, zu pauschal.

"Ich hoffe, dass ich heute etwas Neues erfahre", sagte Rabe vorab. "In den letzten Wochen hat sich vieles nur wiederholt." Nachdem der Vorsitzende Walter Scheuerl (CDU-Fraktion) die Sitzung eröffnet hatte, folgte ein Redebeitrag mit Kritik und Anregungen der Bürger auf den nächsten. Immer wieder wurde - trotz Ermahnung des Vorsitzenden - applaudiert. Etwa als eine Sonderpädagogin sagte: "Bildung funktioniert nur über persönliche Beziehungen." Und die kämen bei der Inklusionsstrategie zu kurz. "Ich fordere den Senat zu einer entsprechenden räumlichen und personellen Ausstattung der Schulen auf", sagte eine Kollegin. Eine Mutter eines behinderten Kindes kritisierte nach einem ausschweifenden Lob für die grundlegenden Bemühungen der Stadt für Behinderte die Form der Mittelzuteilung: "Ich verstehe nicht, warum man von der Einzelfalldiagnostik abgerückt ist."