Hamburgs Jugendämter wollen per Klick ihre Arbeit verbessern. Kosten: 112 Millionen Euro

Hamburg. Vernachlässigte Kinder und Jugendliche sollen in Hamburg nicht mehr durchs soziale Netz fallen. Verhindern soll dies das neue Computerprogramm Cúram, das am 21. Mai von Hamburgs Sozialbehörde eingeführt wird. In der Jugendhilfe würden Betreuungsfälle künftig nur noch mit dieser Software bearbeitet, sagte Uwe Riez, Leiter des Amts für Familie, Jugend und Sozialordnung, dem Abendblatt. Das Projekt kostet die Stadt bis zum Jahr 2015 rund 112 Millionen Euro.

Hintergrund ist der Hungertod der siebenjährigen Jessica aus Jenfeld vor fünf Jahren. Weil die Familie des Mädchens in einen anderen Bezirk gezogen war, hatten die Behörden Jessicas Schicksal aus den Augen verloren. Auch beim Methadontod der elfjährigen Chantal im Januar wussten die Behörden nichts von der Drogensucht ihrer Pflegeeltern.

Die Software Cúram ermöglicht es jedem Mitarbeiter der Jugendhilfe, sich mit wenigen Klicks einen Überblick über die gesamte "Hilfegeschichte" eines Menschen zu verschaffen, auch wenn dieser innerhalb Hamburgs umgezogen sein sollte. Kritiker fürchten, dass künftig nur noch "08/15-Hilfe" gewährt werde. Zudem wird ein Preisrutsch bei Hilfsangeboten erwartet, da die Software stets den günstigsten Anbieter als Erstes nennt.