Rotherbaum. In den vergangenen zehn Jahren hat in Hamburg fast jede zweite Kneipe schließen müssen. Die Zahl der Bierlokale ist von 1500 im Jahr 2001 auf 748 gesunken. Liegt das Kneipensterben am Rauchverbot? Oder daran, dass viele Hamburger ihr Feierabendbier lieber zu Hause trinken? "Abserviert - das Ende der Eckkneipe?" heißt das Thema, über das Abendblatt-Redakteurin Vanessa Seifert mit ihren Gästen am Sonntag in der "Hamburger Presserunde" diskutiert.

Jens Meyer-Odewald, Abendblatt-Chefreporter, sagt: "Es gibt Stadtteile, die ausbluten. Mir tut es weh, wenn Traditionslokale dichtmachen und viele Hamburger meiner Generation ihr zweites Wohnzimmer verlieren." Für Olaf Wunder, Chefreporter der "Hamburger Morgenpost", gibt es nichts zu betrauern: "Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Viele Wirte haben verpasst, ein neues Konzept für ihren Laden zu entwickeln."

Wandel sei aber auch nicht immer die Lösung, sagt Udo Röbel, früherer Chefredakteur der "Bild" und Stammgast im Zwick am Mittelweg: "Dort klopfen mittlerweile die 18-Jährigen an, weil das Konzept der Musikkneipe bis heute immer noch gut funktioniert." Jörg Schumacher, Chefredakteur des Szenemagazins "Prinz", glaubt, dass auch soziale Netzwerke wie Facebook zum Ende der Eckkneipe beitragen: "Als Marktplatz der Kommunikation hat die kleine Kneipe ausgedient. Heute tauscht man sich schon über Tag bei Facebook aus und geht abends lieber in eine trendige Cocktailbar."

"Hamburger Presserunde", Sonntag, 21.45 Uhr auf Hamburg 1