Hamburg. Drei dafür, zwei dagegen, einer unentschieden - die Expertenanhörung der Bürgerschaft zur Frage, ob die Stadt weitere Anteile der Reederei Hapag-Lloyd kaufen sollte, ergab gestern Abend ein uneinheitliches Bild.

Dietmar Stretz von der Gewerkschaft Ver.di, Christian Olearius, Gesellschafter des Bankhauses Warburg, sowie Max Falckenberg von der Unternehmensberatung Roland Berger verteidigten die Entscheidung des SPD-Senats, den städtischen Anteil für 420 Millionen Euro von 23,6 auf 36,9 Prozent aufzustocken. Professor Justus Haucap (Universität Düsseldorf) und der aus London eingeflogene Schifffahrtsexperte Phillip Damas kritisierten das Geschäft dagegen als relativ nutzlos für die Stadt. Auch bei Michael Bräuninger (Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut) überwog die Skepsis. Er räumte aber ein, dass die Stabilisierung der Reederei mit einem Eigentümer wie der Stadt leichter fallen könnte.

"Vielleicht war es nicht der letzte Scheck", sagte Damas unter Verweis auf die mit Überkapazitäten und niedrigen Frachtraten kämpfende Branche. Eventuell werde Hapag-Lloyd noch mehrfach die Eigentümer um frisches Geld bitten. Olearius, der die erste Beteiligung der Stadt bei Hapag-Lloyd mit eingefädelt hatte, betonte hingegen, wie wichtig es sei, klare Eigentümerverhältnisse zu haben. Bislang war der Touristikkonzern TUI größter Hapag-Eigner.

Am Abend teilte der SPD-Abgeordnete Wolfgang Rose mit, dass er an der Abstimmung in der Bürgerschaft am 28. März nicht teilnehmen werde, um dem Vorwurf der Befangenheit vorzubeugen. Rose sitzt als Ver.di-Landeschef im Hapag-Aufsichtsrat. Mitstimmen wird hingegen Arno Münster. Der SPD-Abgeordnete und Betriebsratschef der HHLA legte dafür extra seinen Sitz im Aufsichtsrat der städtischen Beteiligungsgesellschaft HGV nieder, die die Hapag-Anteile der Stadt hält.