Genossenschaften bauen auch in Bramfeld, Barmbek-Nord und Bergstedt. Senatorin lobt Engagement für Senioren. Großes Programm zum Uno-Jahr

Hamburg. Im Hamburger Wohnungsbau tut sich etwas - und das nicht nur auf dem Papier. Während der Arbeitskreis Hamburger Wohnungsbaugenossenschaften gestern seine Rekordzahlen präsentierte - 189 Millionen Euro werden 2012 in den Wohnungsneubau investiert - stellten die 30 Mitglieder des Arbeitskreises in einer Ausstellung ihre konkreten Bauprojekte in Hamburg vor. Hier drei Beispiele:

Bramfeld: Eines davon plant die Gartenstadt Hamburg eG Wohnungsbaugenossenschaft zwischen Ole Wisch und Fabriciusstraße. Die bestehenden Wohnungen aus den 1930er-Jahren sollen in mehreren Bauabschnitten abgerissen und durch 124 moderne zeitgemäße Wohnungen ersetzt werden. Mit Fertigstellung des Projekts werden nach Angaben von Geschäftsführer Sönke Witt "anstatt der heute 6300 Quadratmeter Wohnfläche etwa 9500 Quadratmeter moderner Wohnraum entstehen". Nach aktuellem Planungsstand wird die Genossenschaft in den kommenden Jahren rund 18 Millionen Euro in die Neugestaltung des Quartiers investieren. Geplant ist eine Mischung aus Reihenhäusern, Maisonettewohnungen sowie kleinen und größeren Wohnungen mit moderner, energieeffizienter Ausstattung und familienfreundlicher Gestaltung. Um Anwohnerprotesten vorzubeugen, hat die Gartenstadt Hamburg bereits 2007 damit begonnen, die Bewohner und Mitglieder über die Planungen zu informieren und mit Ausweichwohnungen zu versorgen.

"In der bestehenden Wohnanlage aus dem Jahr 1938 gibt es rund 150 Wohnungen, von denen 128 kleiner als 40 Quadratmeter sind und die größte Wohnung nur 54 Quadratmeter hat", erklärt Witt den Entschluss zum Neubau. Für diese überwiegend mit Nachtspeicherheizung und nachträglich eingebauten Duschbädern ausgestatteten Wohnungen habe es bei Neuvermietung kaum Nachfrage gegeben. Es habe keine "wirtschaftlich tragbare Alternative" zur Neubebauung gegeben.

Barmbek-Nord: Ein neues Quartier der Hansa Baugenossenschaft entsteht am Lämmersieth. Investitionsvolumen: rund 17 Millionen Euro. "Geplant ist ein familienfreundliches Wohnquartier, das durch ein Angebot an großen Wohnungen, eine qualitätsvolle Ausstattung und ein ausgezeichnetes Energiekonzept überzeugt", heißt es bei der Genossenschaft. Die Fläche zwischen Lämmersieth und Sonderburger Straße wird mit 76 zum Teil barrierearmen Wohnungen mit insgesamt 6717 Quadratmeter Wohnfläche bebaut. Die Zwei- bis Vierzimmerwohnungen sind zwischen 65 und 115 Quadratmeter groß. Jede Wohnung soll entweder über eine Terrasse oder einen Balkon verfügen. "Mit dem großen Anteil von Vierzimmerwohnungen möchten wir vor allem Familien ein komfortables Zuhause bieten", sagt Vorstand Dirk Hinzpeter.

Bergstedt: Auf familiengerechtes Wohnen setzt auch die Walddörfer Wohnungsbaugenossenschaft. Im März beginnen die Bauarbeiten für elf Reihenhäuser am Klabundeweg. Außerdem soll ein Mehrfamilienhaus mit zwölf barrierearmen Wohnungen am Henseweg entstehen. Angeschlossen werden die Häuser an eine Fernwärmeanlage mit Blockheizkraftwerk, auf den Reihenhausdächern sollen Solaranlagen installiert werden.

Neben familiengerechten Wohnungen setzen viele Genossenschaften auch verstärkt auf seniorengerechtes Wohnen. Dieses Engagement lobte die für Pflege und Senioren zuständige Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) jetzt ausdrücklich. Neben familiengerechten Wohnungen brauche Hamburg auch altengerechte Wohnungen, die es alten Menschen ermögliche, so lange wie möglich im eigenen Wohnumfeld, den eigenen vier Wänden zu bleiben, sagt Prüfer-Storcks. "Im Bereich Servicewohnanlagen ist das Engagement der Genossenschaften besonders groß. Darüber freue ich mich", sagte die Senatorin. Es füge sich ganz gut, dass die Uno 2012 das Jahr der Genossenschaften ausgerufen hat und die EU das Jahr des aktiven Alters, sagt Prüfer-Storcks.

Auch der Arbeitskreis Hamburger Wohnungsbaugenossenschaften wird sich daran beteiligen. Den Auftakt bilden Stadtteilrundgänge zum Thema "Vom Arbeiterschloss zum Passivhaus. Der genossenschaftliche Wohnungsbau" in Hamburg. Von April 2012 bis März 2013 können Interessierte jeweils am ersten und dritten Sonntag im Monat an unterschiedlichen Rundgängen durch die Hansestadt teilnehmen. Anhand von zehn Themen wird dabei die Entwicklung der Stadtteile durch den genossenschaftlichen Wohnungsbau gezeigt und erwandert. Start ist am 1. April um 14 Uhr im Gängeviertel. Außerdem gibt es Vorträge zum genossenschaftlichen Wohnungsbau an der Universität und eine Ausstellung, die im Museum der Arbeit vorbereitet wird.