Die FDP fordert mehr Unterstützung für Menschen mit Handicap. Jetzt will die Arbeitsagentur Hamburg Vorurteile bei den Betrieben abbauen.

Hamburg. Schwerbehinderte Menschen profitieren weniger von der Entspannung auf dem Arbeitsmarkt als Nichtbehinderte. Waren vor einem Jahr noch rund 76 000 Hamburger arbeitslos, sank die Zahl zwischenzeitlich sogar unter 70 000. Doch die Zahl der erwerbslosen Schwerbehinderten stieg im Jahresverlauf auf mehr als 3500. Das geht aus einer Senatsantwort auf eine Anfrage von Martina Kaesbach, der sozialpolitischen Sprecherin der FDP-Fraktion, hervor. "Gegen die Ursachen muss dringend etwas unternommen werden", fordert Kaesbach.

Laut Sönke Fock, Chef der Arbeitsagentur Hamburg, gibt es immer noch Vorbehalte, Menschen mit Behinderungen einzustellen. Rund 11 000 von 32 000 Pflichtarbeitsplätzen bleiben unbesetzt. Statt Behinderte einzustellen, zahlten Unternehmen lieber eine Ausgleichabgabe. Dabei müssen Betriebe, die mehr als 20 Arbeitsplätze anbieten, fünf Prozent davon an Behinderte vergeben. Laut Arbeitsagentur steigt in Hamburg die Zahl der arbeitslosen Schwerbehinderten, während der Bundestrend rückläufig ist.

Ein Grund für die Zögerlichkeit der Betriebe ist die Annahme, dass Arbeitsplätze aufwendig umgebaut werden müssten. Dabei sei 86 Prozent der Menschen mit Behinderung das Handicap nicht anzusehen, sagt Fock. Dies gelte etwa für Nierenkranke oder Diabetiker. Gut 152 000 Hamburger sind als Schwerbehinderte gemeldet. Das sind etwa 8,5 Prozent der Bevölkerung. Auch das geht aus der Senatsantwort hervor.

Über Beratung versucht die Arbeitsagentur, Vorurteile bei den Arbeitgebern abzubauen. "Darüber hinaus finanzieren wir die berufliche Weiterbildung", sagt Fock. Er verweist darauf, dass die Arbeitsagentur sich an Kosten zur Einarbeitung oder Ausstattung des Arbeitsplatzes beteilige.

Martina Kaesbach sagt, der Senat unterstütze Menschen mit Behinderungen zu wenig. Sie möchte deshalb, dass sich der Sozialausschuss mit dem Thema Arbeitslosigkeit beschäftigt. Ebenso mit dem Phänomen, dass das Vorhaben, Behinderte von stationären Wohnformen in ambulante zu überführen, ins Stocken geraten ist. Laut Senatsantwort ist das in den Jahren 2006 und 2007 genau 326-mal geschehen. In den Folgejahren waren die Zahlen nur noch zweistellig. Im vergangenen Jahr wechselten 78 Menschen mit Behinderungen zur ambulanten Betreuung - und das, obwohl die Kosten dafür geringer sind als für die stationäre.