Hauke Wagner, der Sohn des früheren Bausenators, kandidiert jetzt als Juso-Chef. Die Chancen für den 29-Jährigen stehen nicht schlecht.

Hamburg. Dass er beherzt zugreifen kann, wenn sich die Gelegenheit bietet, hat Hauke Wagner früh bewiesen. "Kackfrech" sei er damals in das Büro des SPD-Landesvorsitzenden Mathias Petersen gegangen. "Ich habe gehört, du suchst einen Mitarbeiter. Wie wär's mit mir?", sagte Wagner, das Genossen-Du locker zum Distanzabbau nutzend. Das war Anfang 2006, Wagner war ein "kleiner" Juso von 23 Jahren, der eigentlich nur zum Kickerspielen in die Parteizentrale, das Kurt-Schumacher-Haus, gekommen war. Dort hörte er zufällig, dass sich Petersen von seiner Parlamentsreferentin getrennt hatte.

Der Parteichef war wohl etwas verdutzt wegen des kecken Vorstoßes, aber er schrieb sich Wagners Telefonnummer auf. Kurz und gut: Der selbstbewusste Juso bekam den Job als Assistent. Mehr noch: Er stieg schnell auf und wurde Büroleiter des Parteichefs.

Was Wagner an der Seite Petersens in den folgenden Monaten erlebte, kann getrost als harte Schule der Politik bezeichnet werden. Der Parteichef überwarf sich mit seinem Landesgeschäftsführer Ties Rabe, heute Schulsenator, er lag im Clinch mit seinem Sprecher Bülent Ciftlik, der sich heute vor Gericht verantworten muss. Und schließlich im Februar 2007: der Stimmzettelklau bei der Urwahl des Spitzenkandidaten für die Bürgerschaftswahl 2008.

Petersen lag uneinholbar vor seiner Herausfordererin Dorothee Stapelfeldt, heute Wissenschaftssenatorin und Zweite Bürgermeisterin. Aber die Mehrheit des Landesvorstands annullierte die Wahl, weil mehr als 1000 Briefwahlstimmen abhandengekommen waren. Petersen verzichtete auf die Spitzenkandidatur. Wie durch ein Brennglas warf Wagner einen Blick auf eine Partei in Agonie.

Heute will Hauke Wagner, inzwischen 29, in die erste Reihe treten - jedenfalls bei den Jusos: Er kandidiert als Landesvorsitzender der Nachwuchsorganisation mit rund 2600 Mitgliedern. Seine Chancen, Nachfolger von Nicholas Gildemeister zu werden, stehen gut.

Nun hat der Name Wagner in der Hamburger SPD seinen eigenen Klang. Hauke ist der Sohn von Eugen Wagner, des legendären Bausenators, der sich aufgrund seiner Leidenschaft für ein häufig verwendetes Baumaterial den Ehrentitel "Beton-Eugen" verdient hat. Wagner senior hat die Landes-SPD über zwei Jahrzehnte entscheidend mitgeprägt. Er war 1983 bis 2001 Bausenator und hält den Dienstalterrekord aller Senatoren und Minister der Bundesrepublik. Und Wagner war der starke Mann des rechten Parteiflügels und Strippenzieher des SPD-Kreisverbandes Mitte.

"Mein Dad muss ein tougher Mehrheitspolitiker gewesen sein", sagt sein Sohn heute. Er habe ihn aber als Politiker nicht wirklich erlebt. Als Senator Wagner 2001 abtreten muss, ist sein Sohn 19 Jahre alt. Hauke Wagner sieht seinen Vater nicht als politisches Vorbild: "Ich bin in einer völlig anderen Partei als er sozialisiert. Ich bin ein Oppositionskind durch und durch."

Er wollte schon früh bei den Jusos mitmachen, wie manche seiner Freunde. "Aber mein Vater hat mich zurückgehalten", sagt Wagner. So sei er erst mit 20 Jahren Mitglied geworden. Später drängte der Senior darauf, dass er erst sein Studium abschließt, ehe er politisch aktiv wird. Da ließ sich Hauke nicht mehr abhalten. "Ich habe häufig nicht das gemacht, was mein Vater wollte", sagt der Junior. Er war erst auf Finkenwerder, dem Familiensitz, dann bei den Jusos der SPD Mitte auf Kreisebene engagiert. Dort gab es für Hauke Wagner keine politische Heimat mehr nach dem erzwungenen Abgang seines Förderers Mathias Petersen. SPD-Mitte-Chef Johannes Kahrs hatte maßgeblich zum Sturz Petersens beigetragen.

Inzwischen ist Hauke Wagner stellvertretender Fraktionschef in der Bezirksversammlung Wandsbek und dort auch im Kreisvorstand seiner Partei. Seinen beruflichen Weg hat er trotz der Politik nicht aus den Augen verloren. Er hat das Studium der Volkswirtschaftslehre abgeschlossen und arbeitet seit April 2010 als Vorstandsassistent von Hochbahn-Chef Günter Elste, einst SPD-Fraktionschef in der Bürgerschaft. "Ich bin dankbar, bei einem so erfahrenen Politiker und Topmanager lernen zu dürfen", sagt Wagner.

Die beiden Wagners diskutieren viel über Politik, obwohl Vater Eugen seit einem Schlaganfall gesundheitlich angeschlagen ist. "Zu 90 Prozent sind wir einer Meinung", sagt der Sohn. Gehört seine Kandidatur als Juso-Landeschef zu den verbleibenden zehn Prozent? "Ihm missfällt die Kandidatur nicht", sagt Hauke Wagner. Immerhin.