2011 kamen 95,4 Prozent der Züge nicht oder nicht mehr als drei Minuten zu spät. 50 Wachleute zusätzlich eingestellt. Weiterhin Ökostrom.

Hamburg. Die öffentlichen Verkehrsmittel in Hamburg sehen sich auf Erfolgskurs: Die S-Bahn hatte im vergangenen Jahr mehr als 225 Millionen Fahrgäste - das waren rund zwei Prozent mehr als 2010. "Wir sind mit diesem Ergebnis sehr zufrieden, und das zeigt uns, dass wir den richtigen Kurs fahren", sagte S-Bahn-Chef Kay Uwe Arnecke dem Abendblatt. Die S-Bahn habe aus Problemen in der Vergangenheit gelernt, und das honorierten die Kunden jetzt.

Dabei spielt Arnecke auf das Thema Pünktlichkeit an. Denn dort konnte das Unternehmen einen neuen Rekord verzeichnen: So kamen im vergangenen Jahr 95,4 Prozent aller S-Bahnen pünktlich. Damit hat die Bahn im Rahmen der seit 2008 vereinbarten Qualitätsoffensive innerhalb des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV) erstmals die vereinbarte Pünktlichkeitsquote von 94,7 Prozent übertroffen - ein Zug gilt als verspätet, wenn dieser mehr als drei Minuten zu spät eintrifft.

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Mit diesem Ergebnis steht der S-Bahn zum ersten Mal eine Bonuszahlung des HVV zu. Das war in der Vergangenheit nicht so, da wurden sogar Strafen fällig: Im Jahr 2008 lag die Pünktlichkeitsquote bei nur 90 Prozent, und die S-Bahn musste mehr als zwei Millionen Euro an den HVV bezahlen. Das zeigte Wirkung, und die S-Bahn ergriff Maßnahmen, um pünktlicher zu werden, doch erst 2011 konnte die vereinbarte Quote erreicht werden. 2010 hatte die Quote noch bei 94,5 Prozent und 2009 bei 93,8 Prozent gelegen.

Aber auf dem Rekordergebnis von 2011 will sich die S-Bahn nicht ausruhen: "Wir arbeiten weiter an der Pünktlichkeit. Eine absolute Pünktlichkeit von 100 Prozent ist im Öffentlichen Personennahverkehr nahezu unmöglich", sagte Arnecke. Zum Vergleich: Die von der Hamburger Hochbahn AG (HHA) betriebene U-Bahn hatte 2011 laut HHA-Sprecher Christoph Kreienbaum sogar eine Pünktlichkeitsquote von mehr als 98 Prozent.

Außer auf Pünktlichkeit setzt die S-Bahn auch auf Umweltschutz: Schon seit Anfang 2010 bezieht das Verkehrsunternehmen Ökostrom aus deutschen Wasserkraftwerken. Der Vertrag für die Energieversorgung wäre Ende 2012 ausgelaufen und wurde nun bis Ende 2016 verlängert: "Wir sind damit das umweltfreundlichste Unternehmen im Hamburger Öffentlichen Nahverkehr", sagte Arnecke.

Die Hochbahn hatte sich Ende des vorigen Jahres vom Ökostrom verabschiedet, zeitgleich gab Hamburg seinen Titel "Europäische Umwelthauptstadt 2011" turnusmäßig ab. Das Unternehmen hatte seine Entscheidung offiziell damit begründet, dass es unzufrieden sei über die sogenannten Ökostrom-Zertifikate. Das Problem: Sobald Strom in europäische Stromnetze eingespeist wird, kann nicht mehr unterschieden werden, ob dieser aus regenerativen Energiequellen stammt oder konventionell erzeugt wurde.

Auch die Sicherheit in den S-Bahnen soll 2012 erhöht werden. Es wurden 50 zusätzliche Mitarbeiter in diesem Bereich eingestellt. Bereits seit Anfang 2010 fahren in jeder S-Bahn an den Wochenenden von 23 Uhr an Sicherheitskräfte mit: "Dieses Konzept hat sich bewährt. Die Sicherheit in den S-Bahnen und auf den Stationen hat sich dadurch spürbar verbessert", sagte Arnecke.

Die 270 S-Bahn-Sicherheitskräfte haben seit dem 1. September 2011 noch eine weitere Aufgabe. Sie müssen das Alkoholverbot innerhalb des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV) durchsetzen. Seit dem 1. Oktober wird eine Strafe von 40 Euro fällig.

Allein im Dezember wurden in der S-Bahn 611 Alkoholsünder erwischt, die Strafe zahlen müssen. Aber warum hat die Hochbahn in ihren Bussen und U-Bahnen im selben Monat nur 155 Verstöße geahndet?

Dazu Hochbahn-Sprecher Christoph Kreienbaum: "Wir haben vor Beginn des Verbots unsere Fahrgäste sehr gut informiert. Dies führt zu dem erfreulichen Ergebnis, dass der Alkoholkonsum auf den Bahnsteigen und in unseren Fahrzeugen deutlich zurückgegangen ist."

Spitzenreiter beim Durchsetzen des Alkoholverbots ist die VHH-PVG-Gruppe, die unter anderem die Metrobuslinie 3 betreibt. Das Verkehrsunternehmen musste seit Beginn des Alkoholverbots nicht einen einzigen Fall ahnden. "Wir haben im Busbereich den Vorteil, dass der Fahrer in direktem Kontakt zu den Fahrgästen steht ", sagte VHH-PVG-Sprecher Kay Goetze. "Zudem gilt im Bereich Bergedorf auch bereits der ,Einstieg vorn' in den Bussen." Da sei es schwierig, mit einem geöffneten Bier am Fahrer vorbeizukommen.