Der Unterricht für Fünftklässler in Hoheluft-West beginnt im Sommer. Neugründungen gibt es auch in Meiendorf und auf der Veddel.

Hamburg. Schon die Fassade ist eine Augenweide. "Mädchen-Schule" steht in einem ovalen Relief auf dem rechten Flügel des Gründerzeitgebäudes, "Knaben-Schule" auf dem linken. Über steinerne Stufen geht es hinauf in die Eingangshalle mit dem großzügigen Aufgang - zwischen Mädchen und Jungen wird längst nicht mehr getrennt.

"Wie viele Kinderhände an diesem Handlauf wohl schon entlanggelaufen sind", sagt Pia Brüntrup, die künftige Schulleiterin, und deutet auf das Geländer mit dem glatt polierten Holz. Es riecht im ganzen Haus nach Farbe. Musik schallt durch die langen Flure, denn die Handwerker müssen hier keine Rücksicht nehmen. Bis zum Sommer wird das weitgehend leer stehende Gebäude einer alten Grundschule renoviert, bevor Anfang August zum neuen Schuljahr 2012/2013 das Gymnasium Hoheluft eröffnet.

Es ist die erste Neugründung eines Gymnasiums in Hamburg seit 1997. "Es geht darum, die bestehenden Schulen zu entlasten", sagt Brüntrup, die derzeit noch als Abteilungsleiterin Mittelstufe am Heilwig-Gymnasium tätig ist. Das Emilie-Wüstenfeld-Gymnasium, das Gymnasium Kaiser-Friedrich-Ufer und das Helene-Lange-Gymnasium in Eimsbüttel sind seit Jahren stark ausgelastet.

Das neue Gymnasium an der kleinen Seitenstraße in Hoheluft-West wird dreizügig mit Fünftklässlern starten. Im ersten Jahr werden sich also knapp 90 Schüler auf dem Gelände an der Christian-Förster-Straße tummeln. "Wenn die siebten Klassen erst mal hier sind, ist das Haus dann voll belegt, dann muss der Neubau kommen."

Doch als Erstes wird das bestehende denkmalgeschützte Gebäude, Baujahr 1907, mit vier Etagen in einen modernen Schulbau verwandelt. Das erste Klassenzimmer wird noch diese Woche fertig: "Wir haben aus zwei Klassen einen 92 Quadratmeter großen Raum gemacht", sagt Philip Neuhaus vom Büro Neuhaus Sasse Ingendoh Architekten. "Diese Klassen erlauben eine Differenzierung des Unterrichts innerhalb eines Raumes", freut sich Pia Brüntrup.

Inhaltliche Schwerpunkte der Schule werden Naturwissenschaften und Technik sein, in der Mittelstufe Wirtschaft, Recht und Technik. Anfangs wird das Kollegium ebenso wie die Schülerschaft überschaubar sein. "Diese fast familiäre Situation wird für einige Schüler das Richtige sein, für andere nicht", sagt Brüntrup. Bei zwei Informationsterminen am 20. Januar von 18 bis 20 Uhr und am 21. Januar von 11 bis 14 Uhr können sich Eltern und Schüler in der neuen Schule informieren - rechtzeitig vor der Anmelderunde für die weiterführenden Schulen.

Wie in Hoheluft-West stehen auch im Rahlstedter Ortsteil Meiendorf alle Zeichen auf Neuanfang. An dem ehemaligen Grund-, Haupt- und Realschulstandort eröffnet im Sommer die neue Stadtteilschule Meiendorf. Derzeit wirkt die Schule etwas verlassen, aber eine bunte Girlande hängt schon in der Eingangshalle - für den Informationsabend am 20. Januar (17 bis 19 Uhr). "Die Eltern müssen ihr Kind an einer Schule anmelden, die es noch nicht gibt", sagt Martina Kampmann, Leiterin der Konzeptgruppe zur Neugründung der Stadtteilschule, "aber sie haben die traumhafte Gelegenheit, in der Planungsphase dabei sein zu können."

Das Logo - vier bunte Kreise und ein gelber Balken - hat Kampmann, die derzeit noch Didaktische Leiterin an der Irena-Sendler-Schule ist, an ihrem Küchentisch selbst entwickelt. "Die Farben stehen für die individuellen Persönlichkeiten der Schüler, der gelbe Balken steht für die Gemeinschaft und die gemeinsamen Ziele in der Schule. Wir sind ein Haus für alle." Die Schule wird eine Sportklasse einrichten und ein umfangreiches musisches Angebot anbieten. Kampmann möchte zudem Projektunterricht regelhaft in den Lehrplan einbinden. "Dann kann man ein halbes Jahr lang ein Thema bearbeiten, das alle Fächer verknüpft."

Wie die Ganztagsbetreuung an der künftigen Stadtteilschule organisiert wird, will Kampmann in Absprache mit den Eltern regeln. "Die Schule wird auf jeden Fall einen Ganztagsbetrieb anbieten, die Frage ist nur in welcher Form."

Obwohl die Gebäude insgesamt gut in Schuss seien, seien noch einige Arbeiten nötig, um dem Anspruch einer modernen Stadtteilschule gerecht zu werden, sagt die Pädagogin. Für nötige Zubauten bietet das Schulgelände ausreichend Platz. Ob sie die neue Schulleiterin wird, ist derzeit noch offen, "aber ich werde mich auf jeden Fall bewerben", sagt Kampmann.

Denn noch sind die Schulneugründungen nur Teil des Entwurfs zum neuen Schulentwicklungsplan. "Dieser wird in den kommenden Tagen und Wochen noch in verschiedenen Gremien diskutiert. Am Ende dieser Reihe steht die Deputation am 2. Februar. Dort wird letztendlich beschlossen, welche Inhalte umgesetzt werden", sagt Thomas Bressau von der Pressestelle der Schulbehörde. Dann wird auch über eine weitere geplante Stadtteilschule entschieden: Die Schule Slomanstieg auf der Veddel, die derzeit Grundschule ist, soll Stadtteilschule werden.