Viertel vor drei Gerade lese ich als in Thüringen geborener Quiddje mit großem Vergnügen "Sprechen Sie Hamburgisch?" [...] Eine sprachliche Eigenart der Hamburger ist mir zum Erlebnis geworden: Ich hatte gelernt bzw. geglaubt, dass die Hamburger offensichtlich schwere Probleme mit der Bruchrechnung einfachster Art haben. Sie können zwar volle und halbe Stunden unterscheiden, nicht aber Viertel- oder Dreiviertelstunden, denn sie sprechen stets von "Viertel vor" oder "Viertel nach" statt von Dreiviertel drei oder Viertel drei! Lern- und integrationswillig, wie ich war, versuchte ich daher beim Krämer ein Viertel vor einem Pfund Keehhse (und nicht etwa Käse!) zu erhandeln, worauf ich derartig mitleidig angeschaut wurde, dass mir solche Späße in Zukunft verleidet waren. [...]

Wolfram Schöne, Buxtehude

Anm.: Ich bekenne, 70 Jahre lang in Hamburg nicht gemerkt zu haben, dass ich die Bruchrechnung auf der Uhr nicht beherrsche. Meine Kollegin Ina-Maria Nießler, die auch aus Thüringen stammt, hat die dortigen Uhrzeiten einmal für alle Leser ins Hamburgische übersetzt: Viertel drei in Thüringen und sonst wo weit unten in Deutschland: 14.15 Uhr, Dreiviertel drei: 14.45 Uhr, aber in Hamburg und überall, wo man die Uhr noch richtig liest: Viertel vor drei: 14.45 Uhr, Viertel nach drei: 15.15 Uhr.

Peter Schmachthagen

Der 1. Band zur Serie (332 Seiten mit rund 800 Stichwörtern, Schnacks, Biografien und Leserbriefen von A bis Z, 9,95 Euro) ist soeben in der 4. Auflage erschienen. Der 2. Band ist nach wie vor lieferbar (432 Seiten mit weiteren 1000 Stichwörtern von A bis Z, 12,95 Euro). Sie erhalten die Bestseller "Sprechen Sie Hamburgisch?" von Peter Schmachthagen in jeder Buchhandlung od. unter www.abendblatt.de/shop bzw. Tel. 040/347-26566. Vorschläge und Anmerkungen zur Serie bitte an briefe@abendblatt.de (Betreff: Hamburgisch).