Die Opposition fordert den Vorstand, der “diesen Rufmord gegenüber dem Landesrabbiner zu verantworten habe“, zum Rücktritt auf.

Hamburg. Die Jüdische Gemeinde Hamburg (JGH) und deren ehemaliger Landesrabbiner Dov-Levy Barsilay haben sich vor Gericht geeinigt, aber jetzt geht der Streit in der Gemeinde erst richtig los: "Der Vorstand und seine Helfer im Beirat, die diesen Rufmord gegenüber dem Landesrabbiner zu verantworten haben, müssen sofort zurücktreten. Durch diese falschen Unterstellungen wurde der Landesrabbiner schwer beschädigt", sagt Daniel Killy, ehemaliger Sprecher und Anführer der Opposition innerhalb der Gemeinde.

Deutliche Worte findet auch Stephan Kramer, Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland: "Ich bin froh, dass dieser Vergleich geschlossen wurde. Allerdings ist es sehr schade, dass der Vorstand der Jüdischen Gemeinde in Hamburg sich bislang nicht ganz klar öffentlich für die falschen Anschuldigungen gegen den ehemaligen Landesrabbiner entschuldigt hat." Nachdem nun klar sei, dass die Vorwürfe gegen Barsilay schlicht falsch waren, müsse nun der Vorstand der Jüdischen Gemeinde alles tun, um ihren ehemaligen Landesrabbiner nachhaltig zu rehabilitieren und dessen Ehre wiederherzustellen, sagt Kramer weiter. Für Dov-Levy Barsilay selber steht fest: "Es wurde versucht, mich auf schlimmste Art und Weise zu demontieren. Das ist nicht gelungen. Der Vergleich heilt zwar nicht meine Wunden, aber er schafft mir etwas Erleichterung."

Die Gemeinde und der ehemalige Landesrabbiner hatten sich in einem Mediationsverfahren vor dem Arbeitsgericht Hamburg verglichen und damit ihren Rechtsstreit einvernehmlich beendet. In dem Vergleich heißt es, dass die Vorwürfe gegen den durch den Vorstand aus seinem Amt enthobenen Barsilay nicht länger aufrechterhalten werden. Es war ihm vorgeworfen worden, dass sein Rabbiner-Diplom nicht gültig sei. Die Gemeinde hatte ihren damaligen Landesrabbiner Barsilay 2008 seines Amtes enthoben. Die damalige Begründung: Sein 1986 in Israel erlangtes Rabbiner-Diplom sei nicht gültig.

Doch nun heißt es in dem gerichtlichen Vergleich unter anderem, dass die Vorwürfe gegen Barsilay, insbesondere die Vorwürfe der Verwendung unzureichender oder gar gefälschter Ordinierungspapiere, nicht länger aufrechterhalten werden. Beide Seiten haben sich darauf verständigt, nicht weiter zusammenzuarbeiten.

Unterdessen lehnt der JGH-Landesvorsitzende Ruben Herzberg einen Rücktritt ab: "Diese Frage stellt sich nicht. Der Vorstand macht seit fast drei Jahren eine gute Arbeit." Das sagt auch Rada Biller, die Mitglied des Beirates ist, und ergänzt: "Durch den Vergleich sollte endlich Schluss sein mit Auseinandersetzungen im Fall Barsilay."

Auch auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung der Gemeinde am 20. Juni wird der Umgang mit Barsilay Thema sein. Auf dieser Versammlung wollen Daniel Killy und seine Mitstreiter beantragen, dass dem Vorstand empfohlen wird, umgehend Beiratswahlen durchzuführen, die eigentlich erst in 2011 anstehen würden. Dieser Beirat wird von den Mitgliedern gewählt und bestimmt dann den Vorstand.