Laut dem Vorsitzenden des Hamburger Steuerzahlerbunds gebe es für eine sechsjährige Grundschule keinen Handlungsbedarf.

Hamburg. Ein "teures Experiment mit unsicherem Ausgang": So bewertet der Bund der Steuerzahler die Schulreform. Eine Empfehlung für die Stimmabgabe beim Volksentscheid am 18. Juli sei dies aber nicht, betonte Frank Neubauer gestern.

Der Vorsitzende des Hamburger Steuerzahlerbunds hatte zu einer Pressekonferenz geladen, um die Ergebnisse einer "nüchternen Kosten-Nutzen-Analyse" vorzustellen. Und die zeigt laut Neubauer zum Beispiel, dass die Kosten für die Schulbauten den von der Behörde angegebenen Betrag von 390 Millionen Euro vermutlich um 40 Millionen Euro überschreiten werden. Und die jährlichen Folgekosten lägen nicht bei 74 Millionen Euro, sondern bei bis zu 90 Millionen Euro. Dabei gebe es keinen wissenschaftlichen Beweis dafür, dass eine sechsjährige Grundschule positive oder negative Auswirkungen auf die Schüler habe.

Neubauer nannte noch ein weiteres Argument gegen die Schulreform: "Hamburg liegt laut PISA-Studie im Durchschnitt. Für diese neue Schulform gibt es deshalb keinen zwingenden Handlungsbedarf." Aber noch einmal: Dies sei keine Empfehlung für ein Nein zur Schulreform. Neubauer: "Uns fehlt die Kompetenz, um uns zu diesem schwierigen bildungspolitischen Thema inhaltlich zu äußern. Ich würde es sehr bedauern, wenn nun die eine oder andere Seite unsere Analyseergebnisse für ihre Zwecke ausschlachten würde."

Dennoch hat sich der Bund der Steuerzahler nach eigenen Angaben auch mit erziehungswissenschaftlichen Erkenntnissen zum Thema Schulform beschäftigt. Mit Befürwortern und Kritikern habe man gesprochen. "Und es hat ausführliche Gespräche mit der Schulbehörde gegeben", so Neubauer. Auch Erziehungswissenschaftler habe man befragt - welche, wolle man nicht sagen. Auch mit Vertretern der Initiative "Wir wollen lernen", die den Volksentscheid herbeiführte, habe man sich getroffen. "Sie haben uns auch gefragt, ob wir nicht die Kosten der Schulreform mal unter die Lupe nehmen können", so Neubauer. "Auch die Schulbehörde hat uns gebeten, eine Stellungnahme abzugeben." In der Schulbehörde stieß diese Aussage auf Verwunderung. Sprecherin Brigitte Köhnlein: "Der Steuerzahlerbund hat uns um ein Gespräch gebeten, das ist alles."