Die Gujiangyan Primary School war vom Erdbeben zerstört und ist in kürzester Zeit wieder aufgebaut worden. Hamburgs Bürgermeister zieht ein Fazit seiner China-Reise

Shanghai. Die Gujiangyan Primary School könnte für Bürgermeister Ole von Beust eine Schule der Hoffnung sein. Sechs Jahre lernen die Kinder hier gemeinsam, ehe sie auf eine andere Schule wechseln. Gemeinsam lernen bis zur sechsten Klasse lautet auch das schwarz-grüne Projekt des Senats, über das die Hamburger am 18. Juli per Volksentscheid abstimmen.

Eine Schule der Hoffnung ist das moderne Gebäude, das die Delegation aus Hamburg an ihrem letzten Tag in China besuchte, in jedem Fall für alle 2600 Schüler. Ihre alte Schule war durch das schwere Erdbeben am 12. Mai 2008 zerstört worden. In nur acht Monaten wurde der Neubau errichtet, ein Sport- und ein Spielplatz ergänzen das weitläufige Areal. Auch eine Mensa und eine Bücherei gehören dazu. Im September 2009 begann der Unterricht in dem neuen großzügigen Gebäude. Möglich wurde das Projekt unter anderem durch die finanzielle Hilfe aus Hamburgs Partnerstadt Shanghai.

Alle Schulkinder haben die Erdbebenkatastrophe überlebt - und wer in ihre fröhlichen Augen sieht, ahnt nichts von den schrecklichen Ereignissen, die sie erlebt haben. An der Gujiangyan- Primarschule herrscht Alltag: Von 8 Uhr bis 16 Uhr wird unterrichtet. 40 Kinder in einer Klasse erfordern Disziplin. Hier treten Jungen und Mädchen in Zweierreihen an, und wenn die anderen in der Klasse mit geschlossenen Augen ihr Gesicht massieren, muss ein Junge die Klasse ausfegen und heruntergefallene Bleistifte wieder auf die Bank legen.

Gujiangyan wurde vom Erdbeben schwer getroffen. Wer heute durch die Straßen fährt, sieht die Ergebnisse eines unglaublich schnellen Wiederaufbaus: Wohnquartier um Wohnquartier ist entstanden. Eine Bahnstrecke auf Stelzen verbindet die Stadt an den Ausläufern des Himalayas mit Chengdu, das rund 100 Kilometer entfernt liegt. Doch andererseits lassen die riesigen Baulücken und Schutthalden erahnen, was sich hier abgespielt hat. Diese Brachen sind hinter hohen Mauern verborgen, zerstörte Häuser sieht man kaum. Übrigens: Die Bewässerungsanlagen, die die Stadt und ihre Umgebung seit 2000 Jahren mit Wasser versorgen, haben die Naturkatastrophe unbeschadet überstanden.

Opfer des Erdbebens sind auch die Schüler der Guangping-Grundschule geworden. Eine kleine Gruppe der Schule war mehr als 500 Kilometer von ihrem Heimatort nach Chengdu gereist, um Ole von Beust stellvertretend für die Hilfe zu danken, die aus Hamburg gekommen war. Die Hamburger China-Gesellschaft und das Gymnasium Farmsen hatten Spenden in Höhe von 21 750 Euro gesammelt, für den Bau einer Mehrzweckhalle. Das Gebäude heißt "Hanbao Guan", also Hamburg-Halle. Der Senat hatte 50 000 Euro bereitgestellt, wofür 400 Zelte gekauft wurden.

Nach sechs Tagen in China hat Bürgermeister Ole von Beust ein ausgesprochen positives Fazit gezogen. "Die Gespräche haben gezeigt, dass die Chinesen locker und erfreulich frei geworden sind. Alles ist weniger formell, und es wird kein Parteichinesisch geredet", sagte von Beust.

Ausdrücklich warb von Beust dafür, dass sich Hamburger Unternehmen in Chengdu, der Hauptstadt der westchinesischen Provinz Sichuan, engagieren. "Es gibt in der Provinz ein riesiges Interesse an Investoren." Das betreffe unter anderem die Baubranche und die Stadtplanung. Der Aufenthalt in der Partnerstadt Shanghai sei ein Besuch bei Freunden gewesen. "Es besteht ein großes Interesse an ökologischen Themen." Allerdings sei der Markt in Shanghai beinahe schon gesättigt, "hier müssen sich die Hamburger und die Deutschen insgesamt ins Zeug legen", sagte der Bürgermeister.