In der CDU steigt die Angst vor einem Verlust der Macht

Olaf Scholz liegt vor Ole von Beust: Dass Hamburgs Bürgermeister, das Zugpferd der CDU, laut Abendblatt-Umfrage seinen Amtsbonus verloren hat, diese Nachricht hat die Christdemokraten erschüttert. Aber irgendwie hat man das Gefühl, dass sie auch erwartet wurde. "Wer mit offenen Augen und Ohren durch Hamburg geht, der kann eigentlich von diesem Ergebnis nicht überrascht sein", sagt Detlev Beckmann, CDU-Fraktionschef in der Wandsbeker Bezirksversammlung. "Wir kriegen jetzt die Quittung. Mit der Schulreform, die mit heißer Nadel gestrickt ist, vergraulen wir unsere Wähler." Was muss die CDU anders machen? "Wir brauchen wieder eine klare Linie. Was wir jetzt machen, ist doch Eiertanz. Wir debattieren über die Elbphilharmonie, über die Stadtbahn, über dies und das, und unser Bürgermeister sagt immer nur Ja." Trotz aller Kritik hält er aber nichts von Rücktrittsforderungen: "Ole von Beust ist unser Vorzeigemann."

Auch Beckmanns Altonaer Kollege Uwe Szczesny ist überrascht davon, dass der SPD-Landesvorsitzende Olaf Scholz bei der Bürgermeisterfrage am Amtsinhaber vorbeigezogen ist. Mehr noch wundert ihn, dass die SPD jetzt auch vom Niedergang der CDU profitiert und bei der Sonntagsfrage ebenfalls vorn liegt. "Das ist eine Stimmungslage, die auf einen Regierungswechsel hindeutet", sagt Szczesny. "Die CDU muss die letzten anderthalb Jahre der Legislaturperiode nutzen, um Fehler zu korrigieren. Wir können zum Beispiel bei den Kita-Gebühren etwas ändern." Die CDU müsse deutlich machen, dass Sparmaßnahmen nicht zulasten der Schwachen gingen. Ansonsten gelte: "Ole von Beust macht das schon richtig."

Die CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Karen Koop aus Altona ist sich da nicht so ganz sicher. "Wenn man sieht, wie oft Olaf Schulz hier plakatiert ist und wie oft er hier auftritt, dann erklärt sich das Ergebnis der Umfrage schon ein bisschen", sagt sie. "Der Bürgermeister sollte mehr in den Stadtteilen unterwegs sein, damit die Bürger sehen, dass er auch für sie da ist. Dann kriegt Ole von Beust schon die Kurve."

Rüdiger Kruse, der CDU-Bundestagsabgeordnete, rät erst einmal zur Gelassenheit. "Die Umfrageergebnisse sind kein Grund zur Hektik", sagt er. "Wir haben schwierige Themen, wir müssen die Folgen der Wirtschaftskrise ausbaden, da kommt es dann zu solchen Zahlen", findet er. Eine grundsätzliche Änderung der Politik der Christdemokraten hält er nicht für notwendig. Und zum Umfragesturz Ole von Beusts, der nun seit neun Jahren Hamburgs Bürgermeister ist, sagt er: "So ist das eben in einer Liebesbeziehung: Nach neun Jahren kriselt es."