Erstmals seit 2002 überholt die SPD in einer Umfrage die CDU. Ole von Beust hat seinen Nimbus verloren

Bürgermeister Ole von Beust war der mit Abstand beliebteste Spitzenpolitiker, er hielt mit seinem Amtsbonus jeden Herausforderer der oppositionellen SPD auf Distanz und sicherte damit der CDU die Macht im Rathaus. Mit der aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Psephos im Auftrag des Abendblatts stellt sich die Lage plötzlich völlig anders dar.

Im direkten Vergleich zwischen von Beust und dem SPD-Landesvorsitzenden Olaf Scholz liegt der Sozialdemokrat vorn. Wenn der Erste Bürgermeister direkt gewählt werden könnte, würden sich 44 Prozent für Scholz, aber nur 41 Prozent für von Beust aussprechen. Zwölf Prozent wünschen sich keinen von beiden. Der Rest ist unentschieden oder machte keine Angabe.

Besonders schlecht schneidet von Beust bei den Männern ab: Nur 38 Prozent von ihnen wollen von Beust behalten, 50 Prozent votieren dagegen für Scholz, der bislang nicht einmal erklärt hat, ob er als Bürgermeisterkandidat antreten will. Bei den Frauen liegt von Beust mit 43 zu 40 Prozent vorn. Den stärksten Rückhalt hat der Bürgermeister bei den über 65-Jährigen, von denen 50 Prozent zu ihm halten.

Auch bei den CDU-Wählern liegt der Christdemokrat mit 68 Prozent unangefochten vorn. Bemerkenswert ist allerdings, dass Olaf Scholz im Lager des CDU-Koalitionspartners GAL die weitaus größeren Sympathien genießt. Von den GAL-Wählern würden 56 Prozent Scholz direkt zum Bürgermeister wählen, aber nur 21 Prozent von Beust.

Der Blick in die Geschichte zeigt, dass von Beusts Amtsbonus immer ein entscheidender Grund für die Erfolge der Union war. Kurz vor der Bürgerschaftswahl Ende Februar 2008 erklärten 53 Prozent der Befragten, sie würden von Beust direkt wählen. Sein SPD-Herausforderer Michael Naumann kam auf 33 Prozent. Vor der Wahl 2004, die der Union die absolute Mehrheit bescherte, war der Abstand noch größer: Damals kam von Beust auf 59 Prozent Zustimmung, während für den SPD-Bürgermeisterkandidaten Thomas Mirow nur 19 Prozent votierten.

Die gesunkene Wertschätzung für Ole von Beust schlägt auf das schwarz-grüne Regierungsbündnis durch. Erstmals seit Oktober 2002 fällt die Union in einer Umfrage mit 34 Prozent hinter die SPD zurück, die auf 37 Prozent kommt. Weil die GAL nur zehn Prozent erreicht, hat Schwarz-Grün mit zusammen 44 Prozent keine Mehrheit mehr. Bei der letzten Umfrage im Februar hatten CDU und SPD mit 31 Prozent noch gleichauf gelegen. Schwarz-Grün kam auf 47 Prozent, die drei Oppositionsparteien SPD, Linke und FDP rechnerisch auf 48 Prozent. Im November 2008 lag die CDU mit 44 Prozent noch klar vor der SPD mit 31 Prozent. Ein Jahr später war der Wert der Union schon auf 38 Prozent abgesackt.

Der Ansehensverlust von Schwarz-Grün erstreckt sich auch auf die Arbeit des Senats. Nur noch 42 Prozent sind mit der Leistungsbilanz der Landesregierung zufrieden. Als "schlecht" (23 Prozent) oder "überwiegend schlecht" (28 Prozent) bezeichneten dagegen 53 Prozent die Arbeit des Senats. Zum Vergleich: Im November 2008 waren noch 54 Prozent der Befragten mit Schwarz-Grün zufrieden und nur 36 Prozent waren unzufrieden. Auffällig ist, dass die Akzeptanz der Koalition im Lager der GAL-Wähler mit nur 33 Prozent deutlich niedriger ausfällt als bei CDU-Wählern mit 53 Prozent. Selbst 36 Prozent der SPD-Wähler sind mit der Arbeit des Senats zufrieden.

Von Beust ist auch in der Beliebtheitsskala der Spitzenpolitiker abgerutscht. Hier führt wiederum Olaf Scholz - mit einer glatten Drei als Schulnote. Knapp dahinter folgt die parteilose Kultursenatorin Karin von Welck mit 3,1. Erst auf Platz drei rangiert von Beust - er kam wie auch SPD-Oppositionschef Michael Neumann auf die Note 3,2. Schlusslichter sind Schulsenatorin Christa Goetsch (GAL), Finanzsenator Carsten Frigge (CDU) sowie Sozialsenator Dietrich Wersich (CDU), die alle auf 3,6 kommen, sowie die Linken-Fraktionsvorsitzende Dora Heyenn mit 3,7. Interessant: Christa Goetsch erreicht selbst im eigenen Lager nur eine 3,2, Justizsenator Till Steffen liegt hier mit 3,7 sogar deutlich unter seiner Gesamtnote von 3,3. Nur Stadtentwicklungssenatorin Anja Hajduk (Gesamtnote: 3,5) kommt im eigenen Lager mit 2,7 deutlich besser weg. Steffen ist der unbekannteste Spitzenpolitiker, 44 Prozent kennen ihn nicht. Das Psephos-Institut hat 1004 wahlberechtigte Hamburger vom 19. bis zum 23. April befragt.