Wie sollte man sich als Unfallgeschädigter am besten verhalten? Beginn des Bürgerforums ist am 29. April um 19 Uhr in der Axel-Springer-Passage.

Hamburg. Der Fall war eindeutig, der Ärger folgte später: Ein Mann fuhr zu dicht auf, Petra A. musste abrupt bremsen, da knallte ihr der Golf schon hinten ins Heck. Ein überschaubarer Schaden - davon war Petra A. überzeugt. Der Haftpflichtversicherer des Unfallverursachers versprach eine großzügige Regulierung und sagte 300 Euro für die Reparatur zu.

Das Problem: Die Werkstatt setzte die Kosten dafür mit 1000 Euro an. Erst nachdem Petra A. einen Anwalt eingeschaltet und ein Sachverständiger den Sachschaden mit 1500 Euro angesetzt hatte, zahlte der Haftpflichtversicherer doch - 1500 Euro für die Reparatur plus die weiteren Kosten für den hinzugezogenen Anwalt und den Sachverständigen.

Ärger mit der Versicherung und Hader mit den Kfz-Werkstätten seien längst zum Problem geworden für viele Geschädigte, die nach dem Unfall auf eine zügige und unkomplizierte Regulierung hoffen, sagt der auf Versicherungsrecht spezialisierte Rechtsanwalt Hendrik W. Schwarz (Kanzlei HWS). Dabei sind die Kosten für die Regulierung des Unfalls von Petra A. noch vergleichsweise moderat. Rund 3600 Euro kostet die Haftpflichtversicherer im Durchschnitt jeder Unfall. "Unfallgeschädigte sollten sehr wachsam sein, um ihre berechtigten Ansprüche durchzusetzen", sagt Rechtsanwalt Schwarz. "Auch bei vermeintlich einfachen Fällen ist es meistens ratsam, frühzeitig einen Anwalt hinzuziehen." Dieser prüfe dann auch, ob ein selbstständiger Sachverständiger heranzuziehen sei - zusätzliche Kosten, die Haftpflichtversicherer nur zu gern vermeiden, so Schwarz.

Was also tun, wenn's kracht? Wie man sich als Unfallgeschädigter am besten verhalten sollte, um seine Ansprüche nicht zu gefährden, ist Thema des nächsten, vom Hamburger Abendblatt und dem Hamburgischen Anwaltverein (HAV) veranstalteten Bürgerforums, das am Donnerstag, 29. April, um 19 Uhr in der Axel-Springer-Passage beginnt. Titel der Veranstaltung "Autokauf, Versicherung, Unfall und Bußgeld - wer mehr weiß, fährt besser". Interessierte, die am Bürgerforum teilnehmen möchten, melden sich bitte telefonisch an unter 040-68 25 25. Die Rechtsanwälte Hendrik W. Schwarz und Hartmut Kruch erklären, worauf Sie beim Autokauf, zum Beispiel im Internet, achten sollten, welche Schäden Haftpflichtversicherer übernehmen müssen, und wie Sie rechtlich gegen ein zu Unrecht verhängtes Bußgeld vorgehen können. Wer Einspruch gegen einen Bußgeldbescheid einlegt, hat gar nicht mal schlechte Karten. Längst dienten Verkehrsüberwachungsmaßnahmen nicht mehr nur der Sorge um die Sicherheit auf den Straßen, sondern seien knallharten wirtschaftlichen Erwägungen durch die Behörden geschuldet. "Zum Schutze ihrer Mobilität und ihrer eigenen wirtschaftlichen Interessen sollten Betroffene Bußgeldbescheide genau prüfen lassen - nicht erst dann, wenn die Entziehung der Fahrerlaubnis aufgrund des Punktekontos akut zu befürchten ist", sagt Kruch.

Abgesehen von reinen Blechschäden stellen sich den Betroffenen möglicherweise noch ganz andere Fragen nach einem Crash: Was tun, wenn der Wagen gerade erst für viel Geld angeschafft wurde und trotz fachgerechter Reparatur an Wert verloren hat? In solchen Fällen hat man Anspruch auf Ersatz des "merkantilen Minderwerts", sagt Anwalt Schwarz. "Ohne Rechtsanwalt werden diverse Schadenpositionen häufig nicht ersetzt." Das gilt zum Beispiel auch für Haushaltsführungsschäden, wenn etwa der für die Pflege der Mutter zuständige Geschädigte bis zur Genesung im Haushalt als Arbeitskraft ausfällt.

Auch gut zu wissen: Wer einen Gebrauchtwagen beim Händler kauft, hat Anspruch auf eine mindestens einjährige Gewährleistung. Zwischen Privatpersonen kann die Gewährleistung dagegen grundsätzlich ausgeschlossen werden.

Für Recht suchende Bürger bietet der Hamburgische Anwaltverein einen Service an: den "Anwaltsuchdienst". Auf Anfrage werden kostenlos bis zu drei für den Fall geeignete Rechtsanwälte genannt: www.hav.de oder Telefon 01804/31 43 14, per Anruf 20 Cent, mobil ist es teurer.