Die Entscheidung von Schulsenatorin Christa Goetsch (GAL), auf die Einführung der umstrittenen 90-Punkte-Skala zur Leistungsmessung von Schülern vorerst zu verzichten, ist auf einhellige Zustimmung gestoßen.

"Noten müssen für alle verständlich sein - für Schüler, Eltern und potenzielle Arbeitgeber", sagte der SPD-Schulpolitiker Ties Rabe. "Und sie müssen für Lehrer handhabbar sein." Genau das treffe auf das Skalensystem nicht zu. Wie berichtet, wollte die Schulbehörde ursprünglich die 90-Punkte-Skala bereits zum nächsten Schuljahr einführen. Die Schülerleistungen sollten differenzierter bewertet und die Vergleichbarkeit zwischen den Schulformen verbessert werden. Die Umrechnung in das herkömmliche sechsstufige Notensystem sollte in jedem Fall gewährleistet bleiben.

Die FDP-Bundestagsabgeordnete und Bildungsexpertin Sylvia Canel hält es zwar für erforderlich, das heutige Notensystem weiterzuentwickeln, ist aber gegen "Insellösungen" in einem einzelnen Bundesland. Der FDP-Landesvorsitzende Rolf Salo hält dagegen das herkömmliche Notenschema bis zur zehnten Klasse für ausreichend. Den aus seiner Sicht richtigen Verzicht auf die 90-Punkte-Skala hält er jedoch nur für ein taktisches Manöver. "Frau Goetsch versucht, das unverdauliche Schulnotensystem vorübergehend einzufrieren, bis der Volksentscheid vorbei ist", sagte Salo. Danach werde das Vorhaben "wieder aufgetaut und den Eltern neu serviert".

Auch der Grundschulverband begrüßt die Entscheidung der Senatorin. Allerdings ist der Verband gegen Noten und Punktesysteme insgesamt. "Beides hat stets nur eine Selektionsfunktion", heißt es in einer Erklärung des Verbandes. Stattdessen solle ein System der Leistungsrückmeldung für Schüler und Eltern entwickelt werden, das über die Beschreibung genau definierter Kompetenzen erfolgt.