Die Vertreter der Künstler-Initiative werden in der Behörde für Stadtentwicklung ein verfeinertes Konzept vorstellen.

Hamburg. Die Gespräche über die Zukunft des Gängeviertels sollen morgen endlich die Entscheidung bringen. "Wir werden den Künstlern ein Angebot machen", sagt Enno Isermann, Sprecher der Stadtentwicklungsbehörde. Nach Abendblatt-Informationen soll die Stadtentwicklungsgesellschaft Hamburg (Steg) als Partner und Treuhänder tatsächlich einspringen (wir berichteten) . Wenn die Gängeviertel-Initiative den Vorschlag annimmt, will die Behörde dies noch am Freitagnachmittag bekannt geben. Große Schwierigkeiten erwartet die Behörde offensichtlich nicht. Enno Isermann: "Wenn unser Angebot nicht angenommen wird, sondern weiter verhandelt werden soll, werden wir damit in der kommenden Woche fertig sein."

Die Vertreter der Künstler-Initiative werden ihrerseits in der Behörde für Stadtentwicklung ein verfeinertes Konzept vorstellen. "Wir haben eine Art Fahrplan mit genauen Vorschlägen erarbeitet, wie eine städtische Lösung in den einzelnen Gebäuden umgesetzt werden kann", sagt Christine Ebeling, Sprecherin der Initiative. Das betreffe sowohl die Bewirtschaftung des Viertels als Künstler- und Wohnquartier mit sozialen Einrichtungen und einem Anteil an Gewerbeflächen als auch ein finanzielles Engagement in der Immobilie. Grundsätzlich fordert die Initiative von Hamburg, dass kein Privatinvestor beteiligt wird. "Die Stadt soll das Grundstück behalten", sagt Christine Ebeling. Diese sogenannte städtische Lösung bevorzugt nun auch die Behörde.

Aus dem Rennen sind Privatinvestoren wie der Medienunternehmer Frank Otto, der mit einem Firmenpartner das ganze Quartier kaufen, dann Teile davon an die Künstler vermieten und andere Teile kommerziell nutzen wollte. Die Initiative hatte dieses Konzept abgelehnt. Frank Otto hält sich jedoch "weiter im Hintergrund", wie er dem Abendblatt sagte. Im Hintergrund halten sich bisher auch Mäzene, die erst ein amtliches Ergebnis abwarten wollen, bis sie aktiv werden. Ebenfalls war das städtische Wohnungsunternehmen Saga als Partner im Gespräch, hatte ein Angebot abgegeben, sich jedoch nicht beworben.

Die Künstler-Initiative "Komm in die Gänge" hatte im Sommer 2009 das Quartier besetzt und mit Aktionen, die bundesweite Beachtung fanden, dafür gesorgt, dass die Stadt das Quartier für drei Millionen Euro von einem niederländischen Investor zurückkaufte. Der Protest der Künstler richtete sich besonders gegen die Abrisspläne, die fast 80 Prozent der Alt-Hamburger Bausubstanz vernichtet hätten. Der "Fahrplan", den die Initiative heute der Behörde vorlegen wird, sieht eine vier Jahre lange Bauphase in zwei Abschnitten vor, um den künstlerischen und kulturellen Betrieb in dieser Zeit aufrechtzuerhalten. Im Jahr 2014 sollen dann vier Nutzungsbereiche zur Verfügung stehen: Der größte Teil der Nutzfläche soll Atelierwohnungen und Wohnungen vorbehalten sein. Weiterhin sind Gewerbeflächen, Ateliers und Flächen für eine soziokulturelle Nutzung vorgesehen. Auch die Bereiche Ausbildung, Handwerk und Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt sollen eine Rolle spielen.