Beim Landeselternausschuss melden sich viele frustrierte Mütter und Väter. Am Montag soll über mögliche Aktionen beraten werden.

Hamburg. Unter den Eltern wird der Ruf nach Aktionen gegen die geplante Erhöhung der Kita-Gebühren immer lauter. Nach Angaben des Landeselternausschusses Kindertagesbetreuung Hamburg (LEA) haben sich bereits zahlreiche entrüstete Eltern gemeldet. "Ich habe noch nie eine so starke Empörung erlebt und fordere die Politik auf, eine wirkliche Kompromisslinie zu finden", sagte der Vorsitzende des LEA, Bodo Heuer. "Der Hinweis auf die Vermeidung von Qualitätsverschlechterungen reicht definitiv nicht." Anfang kommender Woche wolle der LEA, der die Interessen der Eltern in 990 Hamburger Kindertageseinrichtungen vertritt, über "das weitere Vorgehen" entscheiden. Es könne nicht sein, dass Eltern mehr bezahlen und "nichts dafür bekommen", hieß es.

+++So teuer wird künftig die Kinderbetreuung+++

Doch die Zeit für die Protestler wird knapp. Nach Informationen des Abendblatts will der Senat bereits in wenigen Tagen eine Entscheidung fällen. Hinter den Kulissen drängt offenbar vor allem die GAL auf "Nachbesserungen", etwa für Familien mit behinderten Kindern, die künftig auch den kompletten Beitragssatz bezahlen sollen. "Es gibt noch internen Abstimmungsbedarf", sagte Senatssprecherin Kristin Breuer gestern.

+++Das sagen Politiker zu den höheren Gebühren+++

Wie berichtet, soll das Essensgeld für alle Kinder angehoben werden, außerdem sollen die Höchstbeiträge um bis zu 100 Euro im Monat steigen, wie aus einem internen Entwurf des Senats hervorgeht. Konkrete Zahlen für alle Betreuungszeiten liegen jedoch noch nicht vor. "Damit entfernt sich Hamburg deutlich von dem Ziel, eine kinderfreundliche Stadt zu sein", sagte LEA-Sprecherin Claudia Wackendorff.

+++Das meinen die Abendblatt-Leser zur Kita-Debatte+++

Auch wenn die Kita-Gebühren seit 2000 nicht angehoben wurden, sind die finanziellen Belastungen für Eltern in den vergangenen Jahren bereits schleichend angestiegen. Die Summe der zusätzlichen Elternbeiträge, etwa für Zoobesuche, sind alleine in den Kitas der städtischen Vereinigung" von rund 540 000 Euro im Jahr 2007 auf 655 000 Euro im Jahr 2009 angewachsen, wie der Senat der SPD auf Anfrage mitteilte.

In diesem Verbund ist jede dritte Hamburger Kita organisiert. Sozialexpertin Carola Veit (SPD) bezeichnet dies als "inoffizielle Kita-Gebühren" - und schlussfolgert, dass Hamburgs Eltern insgesamt jährlich rund 1,9 Millionen Euro zusätzlich zu den bestehenden Kita-Gebühren zahlten: "Das ist konservativ gerechnet, denn private Träger verlangen eher noch mehr für zusätzliche Leistungen."

Zumindest ein Teil dieser Angebote hängt offenbar mit Richtlinien des Senats aus dem Jahr 2005 zusammen, die "zeitgemäße Kita-Pädagogik" vorzuschreiben. "Auch aufgrund der höheren Standards bieten wir Programme an, die teilweise von Eltern mitfinanziert werden müssen", sagte Franziska Larrá, Geschäftsführerin der Vereinigung Hamburger Kindertagesstätten. "Natürlich fahren wir mit den Kindern auch weiterhin in den Wald, was nur eine U-Bahn-Fahrt kostet", so Larrá. "Aber wir besuchen auch den Zoo oder die Oper, oder Künstler unterrichten bei uns." Allerdings seien diese Beiträge freiwillig zu entrichten, "Wir schließen grundsätzlich keine Kinder aus, deren Eltern nicht bezahlen können", so Geschäftsführerin Larrá.

SPD-Politikerin Carola Veit sieht Hamburgs Kitas hingegen "auf dem besten Weg zur Zwei-Klassen-Gesellschaft" und verweist darauf, dass einige Hamburger Kitas mittlerweile so viele Zusatzbeiträge erheben, dass diese noch einmal zehn Prozent der anfallenden Gebühren ausmachten. "Die Gefahr besteht, dass es in Zukunft Kitas mit reichhaltigem und bescheidenem Lehrangebot gibt." Die Sozialbehörde wirft der SPD hingegen vor, die Eltern mit ihrer Kritik "in die Irre" zu führen. Eine umfassende Betreuung aller Kinder sei durch die Gebühren gedeckt, sagte Behördensprecherin Julia Seifert. Die Eltern und ihre Kinder könnten sich aussuchen, welche Angebote sie - wenn überhaupt - annehmen wollten. "Das alles ist freiwillig, wie auch die Mitgliedschaft in einem Förderverein."