Erst wenn die Forsythien gelb blühen, hat der Winter sich endgültig verabschiedet. In den kommenden zwei, drei Tagen soll es so weit sein.

Hamburg. Auch wenn es sich gestern nach Frühling anfühlte, richtig angekommen ist er in Hamburg noch nicht. Erst wenn die Forsythien an der Lombardsbrücke gelb blühen, hat der Winter sich endgültig verabschiedet. "Die Blüten stehen kurz vor dem Aufbrechen", sagt Jens Iska-Holtz. In den kommenden zwei, drei Tagen soll es so weit sein. "Noch ist es zu trocken. Erst wenn es in der Nacht über sieben Grad warm ist, saugen die Bäume Wasser."

Der 70-Jährige muss es wissen. Er ist so etwas wie der Frühlingsbotschafter Hamburgs. Keiner beobachtet die Forsythienblüte so penibel wie er. Jeden Tag zwischen 8 und 9 Uhr und am Nachmittag zwischen 16 und 18 Uhr geht Herr Iska-Holtz an seinen Posten an der Lombardsbrücke/Neuer Jungfernstieg, guckt sich die Forsythien genau an. Der Deutsche Wetterdienst verlässt sich nämlich nicht nur auf Computerberechnungen: Als phänologischer Beobachter ist er einer von deutschlandweit 2000 Pflanzenbeobachtern, die für die Meteorologen unterwegs sind. "Wenn die Forsythien in Hamburg blühen, ist in ganz Deutschland Frühling", sagt Herr Iska-Holtz. Jeden Tag, so erklärt der Fachmann, zieht der Frühling mit 30 bis 40 Kilometern von der Algarve kommend vom Süden in den Norden.

Warum spielen ausgerechnet die Forsythien eine so wichtige Rolle? "Das sind Signalpflanzen für den Frühling. Bei ihnen blüht die Blüte, bevor die Blätter sprießen. Weil sich die Blütenkelche bei Frost nicht wieder schließen können, frieren sie ein, der Busch geht kaputt." Aber seitdem der erste Forsythienschreiber Carl Wendorf 1945 damit begonnen hat, die Aufblühung zu notieren, haben sich die Forsythien an der Lombardsbrücke nicht geirrt. Der früheste Aufblühtermin der Pflanze war am 15. Februar 2002, 1970 erblühten sie erst am 25. April, und im vergangenen Jahr öffneten sich die Blütenkelche am 30. März. Regeln für die Blüte gibt es nicht.