Ulrike Meier staunte nicht schlecht. Für einen normalen Brief sollte sie statt 55 Cent 90 Cent bezahlen - weil der Umschlag rot war.

Hamburg. Schuld war der Zufall. Projektleiterin Ulrike Meier (38) aus Barmbek wollte per Post ein Bahn-Ticket verschicken. Dafür brauchte sie einen Briefumschlag. In der Schreibtisch-Schublade: Keine Briefmarken mehr und nur noch bunte Kuverts. Egal, dachte sich Meier und griff kurzerhand zu einem Exemplar in knalligem Rot. Ticket rein, zukleben, Adresse rauf und ab zur Post. Am Schalter dann die Überraschung: "Für einen ganz normalen Brief sollte ich statt 55 Cent ganze 90 Cent berappen - und das nur, weil der Umschlag rot war."

Hat die Post jetzt etwas gegen rote Umschläge? Müssen heiße Liebesbriefe von nun an in kaltem Weiß verschickt werden? Und was bitte ist mit den grün verpackten Weihnachtskarten? "Ich kann ja wohl erwarten, dass mein roter Brief genauso behandelt wird wie andersfarbige", findet Meier. Schuld an dem Preisaufschlag von knapp 64 Prozent sind die Maschinen der Deutschen Post. Diese haben nämlich eine Sehschwäche. Schwarze Schrift auf weißem Papier? Geht prima. Aber blaue Schrift auf grünem oder rotem Grund? Schon schwerer. Das eigentliche Übel liegt aber in den sogenannten Leitcodes. In diesen orangefarbenen Streifen, die auf den unteren Rand des Umschlags gedruckt werden, ist die Adresse des Briefempfängers gespeichert. Sozusagen die Sprache der Sortiermaschinen. Und ein orangefarbener Code auf buntem Umschlag, das geht in den meisten Fällen schief und muss von einem richtigen Menschen in echter Handarbeit sortiert werden.

"Und warum kann die Post den Code nicht einfach in schwarzer Farbe drucken?", fragt Meier völlig zu Recht. "Weil kluge Techniker irgendwann herausgefunden haben, dass nur ein Code in orange die meisten Sendungen maschinentauglich macht", erklärt Jens-Uwe Hogardt, Sprecher der Deutschen Post in Hamburg. Aber Achtung: Betroffen sind nur dunkle, satte Farben. Neben dem spröden Weiß können also nach wie vor Umschläge in herrlichem Grau oder in Pastellfarben jeglicher Couleur ohne Aufpreis verwendet werden. Nur knallig und dunkel darf es bitte nicht sein. Und wenn doch, dann werden eben 90 Cent fällig.

"An Weihnachten, wenn die Leute besonders gern bunte Umschläge verwenden, drücken wir aber meistens ein Auge zu", sagt Post-Sprecher Hogardt. "Für den Rest des Jahres soll es aber keine weiteren Ausnahmen geben." Gut also, dass der Valentinstag schon vorbei ist und an Ostern ohnehin eher zarte denn harte Farben en vouge sind. Wer jetzt allerdings tricksen will und seinen bunten Umschlag einfach mit 55 Cent frankiert in den nächsten Postkasten wirft, könnte Pech haben: Entweder zahlt der Empfänger drauf oder der Brief kommt zum Absender zurück. "Natürlich kann es immer mal vorkommen, dass ein farbiger Umschlag doch durch die Maschine kommt", sagt Hogardt. Das entscheidet die Maschine dann aber selbst. Wenn man Pech hat, sieht sie Rot.