Bis Ende 2012 sollen 1230 neue Wohnungen im sogenannten “Passivhausstandard“ gebaut werden. Die SPD zeigte sich enttäuscht.

Hamburg. "Man ist sich einig über einen Bedarf von 5000 bis 6000 neuen Wohnungen jährlich in Hamburg." So steht es im Koalitionsvertrag von CDU und GAL. Tatsächlich erreicht wurden jedoch im Schnitt nur etwa 3700 Wohnungsneubauten pro Jahr. Die Folge, zumal dieser Trend seit zehn Jahren anhält: Das Angebot wird knapper, die Mieten steigen. Gestern nun stellten Umwelt- und Stadt- entwicklungssenatorin Anja Hajduk (GAL) und Lutz Basse, Vorstandsvorsitzender des städtischen Wohnungsunternehmens Saga GWG, den Plan zum Gegensteuern vor.

Baute die Saga zuletzt im Schnitt nur noch 270 Wohnungen pro Jahr - 2007 waren es sogar nur 35 und 2008 auch nur 82 -, soll sie nun bis Ende 2012 etwa 1230 neue Wohnungen errichten, und zwar "möglichst nur noch im Passivhausstandard", heißt es. Dabei handelt es sich um Gebäude, die nahezu ohne Energiezufuhr auskommen. Noch im Herbst soll mit dem Bau der ersten 24 Passivhaus-Wohneinheiten im "Weltquartier" auf dem Gelände der Internationalen Bauausstellung (IBA) in Wilhelmsburg begonnen werden. "Saga GWG wird immer wichtiger bei der Versorgung der Hamburger mit preiswerten Wohnungen und leistet damit einen wichtigen Beitrag bei der sozialen Quartiersentwicklung", sagte Hajduk und betonte, "dass das Unternehmen dies mit einem großen Engagement im Klimaschutz koppelt". Weitere Saga-Neubauten entstehen im Karo-Viertel (Marktstraße: 9 Wohneinheiten), in Altona (Behnstraße: 10), in Langenhorn (Sandfoort und Rittmerskamp: 41) und in der Neustadt (Bäckerbreitergang und Neustädter Straße: 28).

SPD-Stadtentwicklungsexperte Andy Grote (SPD) nannte die Pläne "enttäuschend": Um die erforderlichen 6000 Wohnungen im Jahr zu bauen, müsste die Saga GWG, der ein Sechstel der Hamburger Wohnungen gehört, etwa 1000 neue Wohnungen im Jahr bauen. Grote: "Stattdessen hat der Senat das Unternehmen verpflichtet, jährlich 100 Millionen Euro an den Haushalt der Stadt abzuführen - Geld, mit dem dann die Leuchtturmprojekte des Senats finanziert werden."

Geschosswohnungsbau künftig nur noch im Passivhausstandard zu errichten, sei realitätsfremd, meint der SPD-Politiker. Passivhäuser seien im Bau rund 150 Euro pro Quadratmeter teurer als gängige, energetisch hochwertige Neubauten. Die Miete müsse dann bei etwa zehn bis elf Euro pro Quadratmeter liegen - vier Euro über dem Hamburger Mittelwert. Grote: "Das ist gerade nicht der preiswerte Wohnungsbau, den wir brauchen. Da schlägt das klimapolitische Herz der Senatorin stärker als das wohnungspolitische."

Joachim Bischoff (Linkspartei) sieht den Neubaubedarf sogar bei 8000 Wohneinheiten jährlich und kritisiert: "Wenn das Thema für die betroffene Bevölkerung nicht so tragisch wäre, könnte man das Ergebnis der fast zwei Jahre dauernden Verhandlungen des Senats mit der Saga GWG als schlechten Witz bezeichnen. Die Situation am Wohnungsmarkt bleibt ein Desaster."