Man hätte keine Fragen gehabt, wenn es um die Goldene Palme gegangen wäre. Aber wenn Michael Freytag am 17. März im französischen Cannes letztmalig als Senator die Hansestadt Hamburg repräsentiert, dann besucht er nicht die berühmten Filmfestspiele dort, sondern eine schnöde Baumesse. Zufall oder nicht: An diesem Termin, den Freytag "schon lange zugesagt hatte", jährt sich seine Vereidigung als Senator zum sechsten Mal - auf den Tag genau. "Ich schwöre es, so wahr mir Gott helfe", sagte Freytag damals, als er die damaligen Behörden für "Bau und Verkehr" und "Umwelt und Gesundheit" übernahm.

Wer Böses dabei denkt, liegt aber falsch. Freytags Rentenanspruch als Senator a. D. steigt mit dieser Punktlandung nicht an, er hätte sogar viele Wochen früher zurücktreten können, ohne die Prozente für sein sechstes Dienstjahr einzubüßen. Der Tag ist für Freytag wohl eher von ideeller Bedeutung: Sechs Jahre Senator - und keinen Tag weniger.

Finanzielle Engpässe drohen dem ehemaligen Kassenwart der Stadt ohnehin nicht, auch wenn sein neuer Job "in der Wirtschaft" noch auf sich warten lassen sollte. Sein monatliches Gehalt von rund 14 000 Euro bekommt er weitere drei Monate ausbezahlt. Als "Übergang" folgt zwei Jahre lang die Hälfte dieser Summe, knapp 7000 Euro. Ab seinem 55. Lebensjahr (2013) ist Freytag pensionsberechtigt: 5250 Euro - dieser Betrag errechnet sich aus Dienstjahren und Eintrittsalter in den Senat.

Weniger Geld vom Staat wird der Ex-Senator dann erhalten, wenn er Einkünfte aus einem neuen Job bezieht: Überschreitet die Summe aus Versorgungen und eigenem Salär das damalige Senatorengehalt, wird abgezogen. Erhält Freytag 7000 Euro Übergangsgeld und verdient 9000 Euro "nebenbei", kommt er auf ein gesamtes Einkommen von 16 000 Euro. Das sind 2000 Euro mehr als das Senatorengehalt, die dann vom Übergangsgeld gestrichen würden. Bei der Rente ab dem 55. Lebensjahr wird die Hälfte des Einkommens von den Zuwendungen abgezogen. Ab dem 65. Lebensjahr dürfte Freytag dann so viel verdienen, wie er möchte - ohne Abzüge bei der Pension.

Seinen Arbeitstag gestern, der erste nach seiner Rücktrittserklärung, soll Freytag recht gewöhnlich verbracht haben. Er leitete die Tagesgeschäfte in der Behörde. Gegen Mittag rief der scheidende Chef seine engeren Mitarbeiter zu einem Gespräch zusammen. Die Atmosphäre soll nett gewesen sein.

Das Abendblatt hatte bereits vor Monaten über einen stillen Rückzug des Finanzsenators berichtet. Auch in Parlamentskreisen ist nun zu hören, dass mögliche Nachfolger schon länger diskutiert wurden. Der aktuelle Zeitpunkt markiert eine Sollbruchstelle: Nach dem Krisenpaket für die HSH Nordbank und der Rettung von Hapag-Lloyd kann nun ein unbelasteter Nachfolger den kommenden Doppelhaushalt erarbeiten.