Der Verwaltungsfachmann will Mieten einfrieren, Wohnungsbau fördern und die Universität behalten.

Der 47 Jahre alte Verwaltungsfachmann Torsten Sevecke (SPD) ist neuer Bezirksamtsleiter in Eimsbüttel. Der Kandidat des rot-grünen Bündnisses wurde gestern Abend mit 47 von 50 Stimmen gewählt. Er tritt die Nachfolge von Jürgen Mantell (SPD) an, der am 1. März in Ruhestand geht.

Eimsbüttel - so schick und fein, so beliebt zum Wohnen und Genießen, so jung und urban und doch in der öffentlichen Wahrnehmung etwas verschlafen. Das wird sich mit dem neuen Bezirkschef wohl ändern. Der Mann kommt mit einem selbst auferlegten Aufgabenpaket, das es so dick bei einem Neustart als Bezirkschef noch nie gab: Zehn-Punkte-Programm, 100-Tage-Programm, jährlich 500 neue Wohnungen, Mieten einfrieren, Initiativen-Gipfel, Uni auf ewig festpflocken und so weiter.

Wer ist dieser Mann, der mit einem Füllhorn in Hamburgs am dichtesten besiedelten Bezirk kommt? Sportlich ist er. Aber auch nachdenklich. "Wenn ich heute als Handballer mit 47 Jahren gegen einen 25-Jährigen spiele, der sich wie ein Schrank vor mir aufbaut, dann geht es nicht nur mit Kraft", sagt er und schwärmt von Teamleistung. Auch der erste Eindruck vom "Hoppla-hier-komm-ich-Typ" relativiert sich. Torsten Sevecke ist Kleingärtner in Hoheluft, dortselbst Schriftführer beim Verein "Hohe Weide", Vereinsvize beim TSV Wandsbek-Jenfeld, seit 27 Jahren in der SPD und leidenschaftlicher Radfahrer, der Bautermine nur per Rad aufsucht ("Da habe ich einen direkten Kontakt zu Menschen").

Eimsbüttel bekommt einen ausgewiesenen Verwaltungsfuchs. Torsten Sevecke arbeitet derzeit noch als leitender Regierungsdirektor in der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) und koordiniert dort die Flächenentwicklung. Der promovierte Jurist wohnt seit zehn Jahren in Eimsbüttel, ist als Oberstleutnant der Reserve im Stab der 1. Panzerdivision Hannover, Schöffe beim Amtsgericht Hamburg, in drei Aufsichtsräten und Stellvertreter im Justizprüfungsamt Hamburg.

Der Mann bringt also ein Netzwerk mit, das dem Bezirk in Hamburg ein anderes Gewicht geben wird. War bisher Mitte mit einem Öffentlichkeitssuchenden Markus Schreiber (SPD) im Konzert der sieben Bezirke am lautesten, so kann man jetzt auf die Töne aus Eimsbüttel gespannt sein. "Ich will als ein Verwaltungsmanager mit Rad und Tat auf die Menschen zugehen. Ich stehe für mehr Informationen, für Transparenz und sehe mich als Moderator in Konfliktlösungen. Ich will zuhören", sagt er. Mit Rad meint er seine Fahrrad-Besuche. Das andere klingt nach einem Echo auf die "Recht-auf Stadt-Bewegung".

"Ja, die hat einen wunden Punkt getroffen und ein Grundgefühl aus der Bevölkerung in die Politik getragen", sagt er und spricht von der Geschwindigkeit, die sich in der Stadtentwicklung verringern müsse. "Rasante Entwicklungen wecken Ängste, denen wir begegnen müssen. Wir müssen mehr auf die Unterschiede der Lebensstile eingehen."

Womit wir wieder mitten in Eimsbüttel sind. Kein anderer Stadtteil ist so dicht besiedelt. Mit 247 000 Einwohnern ist der Bezirk größer als Kiel. Sein Zehn-Punkte-Programm beginnt zwar mit der Kinder- und Jugendpolitik, doch andere Themen werden hamburgweit stärker beachtet, weil diese die Landespolitik stärker betreffen.

Die wichtigsten Punkte:

- In der Kinder- und Jugendpolitik will er nicht sparen, sondern "Strukturen optimieren". Das heißt: Der Bezirkschef will sich selber einschalten und verhindern, dass Informationen an ihm vorbeilaufen.

- Die soziale Durchmischung der Stadtteile soll gefördert werden, um Monostrukturen zu verhindern. Wo mit einer sozialen Erhaltensverordnung die Mieten eingefroren werden könnten, untersucht zurzeit die Stadtentwicklungsbehörde.

- Mit einer "Wohnungsbaukonferenz" soll dieser gefördert werden. Verdichtung von Baufeldern sei ein wichtiges und heikles Thema. 300 bis 500 Wohnungen mit "sozial verträglichen Mieten" sollen pro Jahr gebaut werden. Denn Eimsbüttel dürfe nicht nur für einkommensstarke Bewohner attraktiv sein.

- "Ich werde nachhaltig dafür kämpfen, dass die gesamte Hamburger Universität als Stadtteil-Uni der kurzen Wege hier in Eimsbüttel erhalten bleibt."

- Die Landschaftsachsen und Grünzüge sollen erhalten bleiben.

- Mit einem Initiativen-Gipfel will Torsten Sevecke Verfahren transparenter machen und die "Bürger noch besser beteiligen". Das gelte besonders für die Bereiche Bauleitplanung und Baugenehmigungspraxis.