Ist es nur eine Umfrage, weit entfernt von einem möglichen Wahlergebnis? Oder die unüberhörbare Alarmglocke? Die 31 Prozent, auf die die CDU in der NDR-Umfrage kam (wir berichteten), sorgen für Diskussionen bei den seit 2001 regierenden Christdemokraten. "Warnschuss" ist das Wort, das in dem Zusammenhang am häufigsten benutzt wird. Kein Wunder. Dass die Partei von Bürgermeister Ole von Beust gleichauf mit der SPD liegt (ebenfalls 31 Prozent), war zuletzt in den Anfangstagen seiner Regierungszeit der Fall.

"Es ist ein Schuss vor den Bug, der aber gehört wurde", sagte Jan Meyer, Vorsitzender der Jungen Union (JU). Er übte auch Kritik an CDU-Senatoren: Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach regiere mit ihren Plänen für einen Uni-Umzug an großen Teilen der Bevölkerung vorbei, und Wirtschaftssenator Axel Gedaschko sollte seine Themen besser an die Öffentlichkeit bringen: "Wenn man Gutes tut, muss man dies auch vermarkten, derzeit ruht da aber die See", sagte Meyer. In eine ähnliche Kerbe schlägt der Bürgerschaftsabgeordnete Harald Krüger: "Wir sind gut beraten, uns auf unsere gute Sachpolitik zu konzentrieren, statt uns auf unnötige Nebenkriegsschauplätze wie die Harley Days einzulassen."

Dass der Senat im Hickhack um die knatternden Motorräder eine ebenso unglückliche Figur machte wie in der Diskussion um das Fanfest auf dem Heiligengeistfeld zur Fußball-WM und beim Winterdienst, sehen viele Parteimitglieder so. "Eine Millionenstadt wie Hamburg kann doch nicht zwei Wochen lang zu Eis erstarren", sagte einer hinter vorgehaltener Hand. Auch die "Glatteisaffäre" um Bürgerschaftspräsident Berndt Röder habe der Partei geschadet. Für Krüger ist klar: "Wir müssen aus der Eisdebatte lernen. Als Nächstes kommen die Schlaglöcher, auch davon sind die Bürger genervt."

Und dann ist da natürlich das Gezerre um die Schulreform. "Wir haben bereits vor einem halben Jahr gefordert, das Elternwahlrecht zu erhalten", sagte JU-Chef Meyer nach dem gestrigen Schulkompromiss. Auch Rando Aust, Bezirksabgeordneter in Nord, schiebt das Umfragetief auf die Schulpolitik: "Wir hätten die sechs Jahre Primarschule stärker als Kompromiss verkaufen müssen, schließlich wollte die GAL sogar neun Jahre gemeinsames Lernen."

Relativ entspannt sieht Eimsbüttels CDU-Kreischef Rüdiger Kruse die Lage: "Umfrage ist nicht gleich Wahlergebnis", sagt der Bundestagsabgeordnete. Vor der Wahl in zwei Jahren sei die entscheidende Frage: "Ist die Leistungsbilanz von Schwarz-Grün gut? Ja, ist sie."