Sie waren übermüdet, vom schweren Seegang geschwächt, mancher wurde seekrank - da tauchte endlich die scheinbar rettende Hafenmündung an der atlantischen Küste Marokkos auf. Doch in Sichtweite der Hafenmole packte eine schwere Brandung die kaum neun Meter lange Segelyacht "Taube". Die sieben jungen Leute spülte es in die See. Nur eine junge deutsche Seglerin konnte sich retten. Sechs Mitsegler, 17 bis 28 Jahre alt, ertranken. Das Segelprojekt, das im Heimathafen Kappeln gestartet war und der Völkerverständigung dienen sollte, endete am 20. Januar vergangenen Jahres in einer Tragödie.

Die Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung in Hamburg hat die Tage bis zum Untergang jetzt detailliert aufgearbeitet. Das Ergebnis der Recherchen liegt seit gestern vor: Ursächlich für die tödliche Strandung sei vor allem die mangelnde Segelerfahrung der Besatzung gewesen. Auch sei das 1971 gebaute Stahlboot kaum seetüchtig gewesen - jedenfalls nicht für den schwierigen Seegang an der Atlantikküste.

Tatsächlich hatte sich die junge Crew eine Hafenzufahrt gewählt, die bei starkem Wind zur Falle werden kann, vor allem bei einem altersschwachen Boot wie der "Taube", deren kleiner Diesel-Innenborder auch noch Startprobleme hatte. "Das Ansteuern der Flussmündung ist selbst bei guten Wetterbedingungen anspruchsvoll", heißt es in dem Bericht. Das tiefe Meer trifft dort auf eine hohe Sandbank, an der sich die Wellen meterhoch brechen. Nur bei Hochwasser können Yachten dort passieren. Doch bei dem Nordwestwind mit Stärke sieben, der an jenem Tag wehte, steilte sich die See nach Einschätzung der Unfallexperten bis zu sechs Meter auf. In einer solchen Welle kenterte das alte Boot, die Brecher schlugen die großen Kajütfenster ein und Wasser lief ins Innere. Die Seglerin, die überlebt hat, konnte sich eine Isomatte als Schwimmhilfe unter die Arme klemmen. Die anderen sechs schafften es nicht.