Hamburg ist eingeschneit, das ist nun wirklich nichts Neues mehr. Neu ist allerdings, dass die Hanseaten sich jetzt mancherorts zusammentun und in Gemeinschaftsarbeit Schnee und Eis zu Leibe rücken. Das Abendblatt stellt drei solcher Aktionen vor.

Gestern, 13 Uhr, Pausenhof der katholischen Schule Hammer Kirche. Knapp 30 Eltern haben sich hier versammelt, um dem Frostwerk den Garaus zu machen. Mit Werkzeug sind sie dafür bestens ausgerüstet: Schaufeln und Schippen haben sie, Schubkarren, Besen und Streugut und sogar Beile und Brechstangen. Auch ein paar Pötte voll heißen Wassers stehen bereit. Kaum, dass die Eltern ihre Arbeit begonnen haben, dröhnt es wie im Steinbruch. "Immer wieder rutschten Kinder und Lehrer hier aus und holten sich blaue Flecken. Der Hof war zuletzt im wahrsten Sinne des Wortes ein unsicheres Pflaster", sagt der stellvertretende Elternratsvorsitzende Stefan Domberg (41). "Deshalb haben nun wir Erwachsenen freiwillig den Winterdienst übernommen."

Selbst ist die Nachbarschaft! Jedenfalls im Kugelfang, einer kleinen Seitenstraße der Alsterkrugchaussee. Tenor der Anwohner: "Wenn schon kein Räumdienst den Schnee hier wegschaufelt, dann müssen wir es eben selber tun!" Knapp ein Dutzend Kugelfängler greifen am Sonnabendnachmittag fleißig zu Besen, Schippe und Schaufel, um Gehwege und Straße wieder besser passierbar zu machen. "Am schlimmsten sind die Spurrillen", sagt Bettina von Bothmer (54), während sie eben diese mit Schnee auffüllt. "Darin fährt man praktisch kein Auto mehr, sondern wie im Zug auf festen Schienen." Dennoch findet von Bothmer den Schnee nicht schlimm: "Für so ein Wetter reisen wir sonst doch in die Schweiz!" Derselben Meinung sind auch Laura Kempf (21) und Stefan Holzbrecher (23) aus dem angrenzenden Studentenwohnheim "Haus Bauhütte": "Das weiße Wetter ist wunderschön!", jubeln sie.

Auch in der Frank'schen Siedlung in Klein Borstel haben Anwohner eine Gemeinschaftsaktion à la "Wir wider den Winter" gestartet. Den ganzen gestrigen Nachmittag über klopften mehr als 40 Bewohner der umliegenden Häuser die Spurrillen der Straßen aus und befreiten darüber hinaus einige Parkbuchten von den Schneewehen, die sie unbenutzbar gemacht hatten.