Für die meisten von uns sind Themen wie ambulante Haushaltshilfen oder Heimplätze Mysterien im Gestrüpp der Paragrafen des Sozialgesetzbuches.

Hamburg. Experten sind sich selten so einig: Die Zahl der alten Menschen in Deutschland wird weiter ansteigen, jeder Vierte braucht im höheren Alter nicht nur Unterstützung, sondern auch medizinische Hilfe. Obwohl das Thema Pflege immer alltäglicher wird, kann von verbreiteten Kenntnissen darüber jedoch kaum gesprochen werden. Für die meisten von uns sind Themen wie ambulante Haushaltshilfen, Heimplätze oder Zuschüsse für Umbauten in der eigenen Wohnung vor allem eins: Mysterien im Gestrüpp der Paragrafen des Sozialgesetzbuches.

Das sind die Fachleute

In einer gemeinsamen Aktion mit den Pflegestützpunkten der Stadt beantworten Experten morgen von 10 bis 13 Uhr am Abendblatt-Telefon alle Fragen rund um die Themen Pflege und Betreuung. Von alltäglicher Einkaufshilfe bis zu einer intensiven Fürsorge im Heim oder zu Hause, von ersten Finanzierungsfragen bis zur Vermittlung möglicher Anbieter und Ansprechpartner.

Die Pflegestützpunkte sind eine Kooperation der Sozialbehörde, der Bezirke sowie Kranken- und Pflegekassen. Im vergangenen Juli ins Leben gerufen, gibt es derzeit sechs; in den Bezirken Mitte, Altona, Nord, Wandsbek, Bergedorf und Harburg. Bis April sollen auch Stützpunkte in Eimsbüttel und am Wandsbek-Markt eröffnen. In Eppendorf gibt es zudem einen Pflegestützpunkt mit Angeboten für Kinder und Jugendliche.

Das Interesse an Informationen scheint groß zu sein: Knapp 1800-mal haben Pflegebedürftige und Angehörige die Einrichtungen bereits in Anspruch genommen. Ein Drittel der Fragen drehten sich um die Organisation der häuslichen Pflege, weitere zentrale Themen waren Unklarheiten bei den Pflegestufen sowie die Finanzierung der Pflege. Laut Statistik sei in jedem fünften Fall, in dem sich Hilfesuchende an die Pflegestützpunkte wenden, auch ein Hausbesuch der Berater vereinbart worden.

"Die Zahlen belegen, dass die von der Stadt und den Kassen getragenen Stützpunkte den Informationsbedarf kompetent befriedigen könnten", sagte Sozialsenator Dietrich Wersich (CDU). Günter Ploß, Leiter der Landesvertretung der Ersatzkassen, sagte: "Ein halbes Jahr Erfahrungen mit den Pflegestützpunkten zeigt, dass das Angebot von Information und Beratung zu allen Themen der Pflege aus einer Hand gerne angenommen wird." Die Pflegestützpunkte entwickelten sich damit zu einem wertvollen Ausbau der Beratungsstrukturen in Hamburg, sagte Ploß. Auch GAL-Gesundheitsexpertin Christiane Blömeke zog ein positives Fazit: "Diese ersten Erfahrungen bestätigen uns in dem Ziel, die Pflegestützpunkte bedarfsgerecht auszubauen und die Anschubfinanzierung des Bundes möglichst vollständig auszuschöpfen."

Ende dieses Jahres wollen Stadt und Kassen entscheiden, ob das Netzwerk der Pflegestützpunkte weiter ausgebaut wird. Die Opposition mahnt an, dass ursprünglich bereits für Ende des vergangenen Jahres acht Pflegestützpunkte angekündigt gewesen seien, Angebote für Kinder und Jugendliche nicht eingerechnet. "Tatsächlich gibt es aber erst sechs bezirkliche Pflegestützpunkte, also nur 75 Prozent der angekündigten Zahl", sagte SPD-Sozialexperte Dirk Kienscherf, der zudem auf den schwarz-grünen Koalitionsvertrag verwies, wo insgesamt 30 Stützpunkte vereinbart wurden. SPD-Politiker Kienscherf appellierte, dass eine wohnortnahe Beratung nach jetzigem Stand noch nicht gewährleistet sei - das gelte auch für den beabsichtigten Aufbau sozialer Netze zur Unterstützung der Pflegebedürftigen, die in den Pflegestützpunkten eine Basis finden sollen.