Die Stufen der Fußgängerunterführung zwischen dem Försterweg und der Gutenbergstraße in Stellingen waren von einem dicken Eispanzer überzogen. Waren? Ja, waren, weil Anwohner sie frei geräumt haben. Holger Tobaben beobachtete zwei Frauen beim Eishacken und half mit: "Hier müssen alle aus unserem Wohngebiet durch, die zum nächsten Supermarkt wollen, auch die Alten. Der Weg drum herum ist mindestens einen Kilometer lang. Mit dem Rollator ist das ein Tagesausflug! Da musste ich was tun."

Seine Frau Anke (49) ist in der ambulanten Pflege tätig, besucht ältere Menschen zu Hause. Mit dem Fahrrad zu fahren ist bei dem Wetter undenkbar. Also hat sich Anke Tobaben für ihre Schuhe Spikes gekauft und nimmt ihre Nordic-Walking-Stöcke mit, um überhaupt bei ihren Patienten anzukommen. Dafür braucht sie natürlich viel mehr Zeit als sonst, viel mehr Zeit, als sie eigentlich hat - ihre Pflicht lässt sie trotzdem nicht schleifen.

Auf familiäre Unterstützung kann sich zum Glück Ruth Blank-Depireux (85) verlassen. Die Enkel Cornelia und Nikolai erledigen die Einkäufe für die alte Dame. Trotz Berufstätigkeit und eigener Familien helfen sie ihrer Großmutter, wo sie können. Die ist nicht mehr so gut zu Fuß und traut sich deshalb bei dem Eis nicht vor die Tür.

Wo die Familie nicht helfen kann, da ist Cornelia Groß (52) zur Stelle. Jeden Tag kümmert sie sich um eine 95-Jährige, einen 90-Jährigen und eine 76-jährige, schwer krebskranke Frau aus ihrer Nachbarschaft. Cornelia Groß, selbst von einer Knochenkrankheit gezeichnet, geht jeden Vormittag für diese Menschen einkaufen, bringt sie zum Arzt und hilft beim Nötigsten im Haushalt.

Auch ihr Mann springt mit ein, er entfernt das Eis auf den Grundstücken und streut die Wege. "Ich tue alles, was meine Kräfte hergeben", sagt Cornelia Groß.