Neubauten oder Aufstockungen dürfen die heutige Skyline der Innenstadt nicht verdecken.

Der Bezirk Mitte hat einen eigenen "Masterplan" für die städtebauliche Gestaltung der Innenstadt vorgelegt. Kernpunkte der acht "Leitsätze für die bauliche Gestaltung der Innenstadt" sind: Die jetzige Skyline soll festgeschrieben werden - und kein neues Haus oder auch kein Aufbau darüber hinausragen. In jetzigen Geschäftsgebieten sollen anfangs 1000, später bis 10 000 Wohnungen entstehen. Und bei Neubauten sollen - ähnlich wie beim Hotel Adlon in Berlin - auch historisierende Pläne umgesetzt werden können.

Mit dem letzten Punkt bringt sich der Bezirk gegenüber Oberbaudirektor Jörn Walter in Position. Er hatte in der vergangenen Woche im Abendblatt einen eigenen Masterplan und mehr Bürgerbeteiligung angekündigt. Ist der Bezirksplan nun eine Ergänzung oder ein Gegenentwurf?

"Es gibt keinen Gegensatz zum Oberbaudirektor", sagt Bezirkschef Markus Schreiber (SPD). "Ich hoffe, dass er unsere Leitsätze gut findet." Allerdings sei der Bezirk derjenige, der die Bauten genehmigt. Schreiber: "Der Oberbaudirektor kann einen Plan nur ablehnen. Wir aber wollen mit den Leitlinien klarstellen, was wir gern genehmigen wollen."

So sieht Bodo Hafke, der als Baudezernent im Bezirk so etwas wie ein "kleiner Baudirektor" ist, die Leitlinie als eine Art Grammatik der Stadtplanung. Ein Maßstab ist dabei der Blick von der Lombardsbrücke. "Die jetzige Skyline mit den Kirchtürmen und dem Rathaus darf weder von Aufbauten, zusätzlichen Staffelgeschossen oder Hochhäusern gestört werden; die jetzige Entwicklung muss einen Endpunkt darstellen", sagt er.

Weil in der City keine einheitliche Höhenvorgabe existiert, versuchen Bauherren möglichst hohe Gebäude zu bauen oder bestehende aufzustocken. Fachleute gehen davon aus, dass ein einzelnes Zusatzgeschoss einen Mehrerlös von einer Million Euro bringen kann. "Wir verlangen, dass sich alle Bauten in eine harmonische Komposition und in das Gesamtbild einfügen", sagt Hafke. "Den Sündenfall wie am Michel darf es nicht mehr geben." Gemeint ist das KPMG-Gebäude, das Hamburgs Wahrzeichen aus vielen Blickrichtungen verdeckt.

Wichtig sei weiter die Blickbeziehung zu den Kirchtürmen. "Dabei gibt es ganz wichtige Ansichten, zum Beispiel: der Blick von der Domstraße auf den Turm von St. Katharinen. Der muss erhalten bleiben", sagt Schreiber. Bei der geplanten Bebauung des Geländes vor der Kirche sei das Gebäude immer höher geworden. Hafke: "Wir haben das mit Hilfe der Interessengemeinschaft zurückgedreht in eine Form, die sich gut einfügt; das ist ein gutes Beispiel, wie Beteiligungsverfahren funktionieren." Die neuen Baupläne sollen am 10. Februar öffentlich diskutiert werden.

Auch neben dem Katharinenquartier soll ein Wohngebiet entstehen. "Südöstlich davon, auf dem Cremon, werden wir mit einem neuen Planrecht die Umnutzung von Gewerbebebauung in Wohnungen ermöglichen", sagt Schreiber. Wohnraum in der Innenstadt zu schaffen, ist oberstes Bezirksziel; das sei jetzt in der Altstadt besonders wichtig. Auch an der Binnenalster am Brandsende sollen auf diese Weise Wohnungen entstehen. "Erst mal sind wohl 1000 Einheiten im Wallring möglich, wenn es funktioniert dann auch 10 000", sagt Hafke.

Schreiber geht mit einem weiteren Punkt auf Distanz zu vielen Architekten und zum Oberbaudirektor: Neu- und Umbauten könnten auch historisierend sein. "Ich bin davon überzeugt, dass die Bürger sich dabei wohler fühlen als bei der neuen Glas-Stahl-Architektur. Wir bauen für die Bürger, und für deren Wünsche müssen wir offener sein", sagt er. Der Wille des Architekten müsse mit dem Willen der Öffentlichkeit verbunden werden.

Einig sind sich Schreiber und Hafke mit dem Oberbaudirektor in der Forderung nach mehr öffentlicher Beteiligung. "Glücklicherweise ist das Interesse an Architektur in der Bevölkerung stark gestiegen, das hängt auch mit dem Gängeviertel und der "Recht auf Stadt"-Bewegung zusammen.