Vor dem Hintergrund des heftigen Streits um die Elbphilharmonie hat SPD-Fraktionschef Michael Neumann den Senat aufgefordert, Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos) die Verantwortung für das Projekt zu entziehen. "Es geht bei der Elbphilharmonie nicht mehr um Kultur und Konzerte. Es geht um Finanzpolitik und Bauwirtschaft. Deshalb ist die faktische Verantwortung der Kulturbehörde nicht zu rechtfertigen", sagte Neumann dem Abendblatt. Seine Forderung: "Der Bürgermeister hat die Elbphilharmonie zu seinem Projekt gemacht. Dann muss er auch dazu stehen, wenn es Probleme gibt. Ole von Beust und die Senatskanzlei sollten die Verantwortung übernehmen." Die bedauernswerte Senatorin habe "nur noch die Aufgabe, für Fehler den Kopf hinzuhalten".

Zuletzt eskalierte der Streit um die Kosten und den geplanten Eröffnungstermin im Mai 2012. Aktuell ist der Bau zwar nur knapp zehn Wochen in Verzug. Doch der Baukonzern Hochtief rechnet fest mit insgesamt einem Jahr Verzögerung. Entsprechend würden die Kosten - für die Stadt derzeit 323 Millionen Euro - weiter steigen. Verantwortlich dafür seien die Stadt und die Architekten, die ständig Änderungswünsche hätten und die Pläne nicht rechtzeitig lieferten. Das weist die Kulturbehörde zurück. Sie hält an Mai 2012 fest und wirft Hochtief vor, um mehr Geld zu pokern.

Nach Abendblatt-Informationen wird in der SPD bereits über einen Parlamentarischen Untersuchungsausschuss (PUA) nachgedacht. Das wollte Neumann nicht bestätigen, er räumte aber ein, dass das Thema dafür geeignet sei: "Wenn es später und teurer wird, ist am Ende immer der Steuerzahler der Gelackmeierte." Für die Opposition ist das Thema aus drei Gründen ein gefundenes Fressen: Das Projekt genießt höchstes Interesse, der Streit wird noch Jahre anhalten, und SPD und Linke sind politisch nicht verantwortlich. Für einen baldigen "PUA Elbphilharmonie" spricht zudem, dass er nur vor der Bürgerschaftswahl Anfang 2012 Sinn macht. Denn danach naht die Eröffnung des Jahrhundertbaus, und das Interesse an Problemen in der Bauphase dürfte in den Hintergrund treten.

Dass derzeit auch der PUA HSH Nordbank läuft, wird nicht als Hinderungsgrund gesehen. Parallel arbeitende Untersuchungsausschüsse gab es in Hamburg nach Auskunft der Bürgerschaftskanzlei schon mehrfach. Zwischen 1983 und 1986 liefen sogar gleich fünf PUA parallel.