Beginnt für andere in diesem Alter das Rentenalter, denkt sie noch lange nicht ans Aufhören. Dabei ist sie schon 18 Jahre lang im Amt.

Hamburg. Sie ist beherzt und feministisch, mischt sich in politische Diskussionen ein, kämpft für ein ökumenisches Miteinander und engagiert sich für Randgruppen. Die Hamburger Bischöfin Maria Jepsen, 1992 zur ersten evangelisch-lutherischen Bischöfin der Welt gewählt, wird heute 65 Jahre alt.

Beginnt für andere in diesem Alter das Rentenalter, denkt die Theologin noch lange nicht ans Aufhören. Dabei ist sie schon 18 Jahre lang im Amt, mehr als ein Viertel ihrer Lebenszeit und länger als alle anderen evangelischen Bischöfe Deutschlands. "Der 65. Geburtstag hat für mich keine große Bedeutung", sagt Maria Jepsen. Schließlich ende ihre Amtszeit erst im Sommer 2012.

Bis dahin will die zierliche Frau mit dem silber-weißen Haar und der randlosen Brille noch viel erreichen. Zum Geburtstag wünscht sie sich "einen noch intensiveren Ausbau lokaler Nachbarschaft", um die interkulturelle Gemeinschaft zu pflegen und ältere Menschen ins Stadteilleben mit einzubeziehen. Auch der interreligiöse Dialog ist ihr ein großes Anliegen. "Es kommt darauf an, miteinander zu reden statt übereinander", sagt sie. Aus diesem Grund unterstützt Maria Jepsen das Hamburger Modell "Religionsunterricht für alle" und rät ihren Mitmenschen bei Kontroversen wie dem Muezzin-Ruf in Hamburg "zu mehr Gelassenheit". Typisch für ihre Amtsausübung ist ihre persönliche Präsenz.

"Sprachfähig sein und zuhören können, das ist mir wichtig", sagt Bischöfin Jepsen, die nicht selten eine 60-Stunden-Woche hat. Unermüdlich ist sie in der Stadt unterwegs - zu Terminen, Sitzungen und Jubiläen. Besonders wichtig sind ihr Besuche in diakonischen Einrichtungen wie Hospize, Aidshilfe, Kitas, Krankenhäusern und Obdachlosenunterkünften.

Auch als Bischöfin versteht sich Maria Jepsen in erster Linie als Pastorin. "Dieser Dienst ist manchmal nicht einfach, aber ich tue ihn gern", sagt sie. Nach ihrer Amtszeit werde ihr Leben weniger von Terminen geprägt, aber doch ausgefüllt sein - mit Lesen, Weben oder langen Spaziergängen, die sie mit ihrem Mann Peter Jepsen unternehmen will.