Laut der Hamburgischen Pflegegesellschaft taugen die Online-Bewertungen der Pflegeheime nicht als einzige Quelle für eine Entscheidung.

Hamburg. Nach der Veröffentlichung der ersten Noten für Pflegeheime im Internet warnt die Hamburgische Pflegegesellschaft (HPG) davor, diese als einzige Quelle für eine Entscheidung zu nutzen. "Die Bewertungen tragen zur Orientierung bei", sagte Geschäftsführer Jens Stappenbeck dem Abendblatt. "Aber um einen genauen Überblick zu bekommen, sollte man sich auch die Einzelnoten anschauen."

Wie berichtet, sind seit Montag die Bewertungen von 18 der insgesamt etwa 150 stationären Pflegeeinrichtungen in Hamburg abrufbar. Am besten schnitt nach aktuellem Stand das Haus St. Johannis in Harvestehude mit der Note 1,4 ab. Bis Ende 2011 sollen alle Heime von Prüfern des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen begutachtet und die Ergebnisse ins Netz gestellt werden. Die Veröffentlichung ist nicht unumstritten. Einige Häuser haben sich bereits Rechtsbeistand besorgt.

Das Haus "Tabea - Leben bei Freunden" in Lurup hatte beim Pflege-TÜV mit einer Gesamtnote von 4,0 besonders schlecht abgeschnitten. "Das ist misslich", sagte Geschäftsführer Emanuel Brandt gestern. Er hat inzwischen eine neue Pflegedienstleitung sowie eine externe Qualitätssicherung eingesetzt. Dass das Haus in Lurup im Bereich Pflege und medizinische Versorgung sogar ein "mangelhaft" (4,6) einfuhr, erklärt Brandt mit dem besonderen Charakter des Modellprojekts.

Derzeit leben dort 85 pflegebedürftige Menschen in Wohngruppen. "Unser Problem ist, dass es für die Doppelgleisigkeit von pflegerischer und allgemeiner Betreuung noch keine Finanzierung gibt", so der Geschäftsführer, der auch Vorsitzender des Diakoniewerks Tabea ist.

Auch aus Sicht der Hamburgischen Pflegegesellschaft birgt der neue Pflege-TÜV noch Probleme. "Letztlich läuft es so: schlechte Dokumentation gleich schlechtes Ergebnis", kritisiert Geschäftsführer Stappenbeck. Schon jetzt habe sich eine Schieflage entwickelt, weil die Zeit für die Protokollierung so angestiegen ist, dass weniger Zeit für Patienten bleibt. Zusammen mit Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und Ärztekammer arbeitet der HPV derzeit an einer neuen Maßnahme zur Qualitätssicherung.