Präsident der FU Berlin folgt Monika Auweter-Kurtz. Er gilt als Elitenförderer und Macher mit harter Hand.

Nach monatelanger Suche hat die Universität Hamburg einen neuen Präsidenten gewählt: Dieter Lenzen soll Nachfolger von Monika Auweter-Kurtz werden. Sowohl der Hochschulrat, als auch der Akademische Senat stimmten am Freitag dem Vorschlag der Findungskommission zu. Lenzen muss nun die Wahl annehmen und mit der Wissenschaftsbehörde über seine Zukunft verhandeln.

"Ich bin außerordentlich beeindruckt von dem überwältigenden Ergebnis der Abstimmungen. Auf dieser Grundlage wird es gut möglich sein, in nun erforderlichen Verhandlungen mit dem Senat einzutreten. Ich hoffe, dass ich auf dieser Basis der Stadt Hamburg bald meine Entscheidung mitteilen kann", sagte Lenzen nach der Wahl noch etwas zurückhaltend.

Damit endete am Nachmittag ein zum Schluss nervenaufreibendes Wahlverfahren, das am Donnerstag zu tumultartigen Szenen auf dem Campus geführt hatte (wir berichteten). Denn die Studierenden lehnten den als Hardliner und Elitenförderer gescholtenen Hochschul-Manager aus Berlin ab. Mit ihrem massiven Protest verhinderten sie zunächst die Sitzung der zuständigen Gremien. Am Freitag dann zogen sich Hochschulrat und Akademischer Senat in die Räume des Desy-Forschungszentrums in Bahrenfeld zurück. Zu riskant schien eine weitere Sitzung auf dem Campus. Nachdem der Hochschulrat unter der Führung von Albrecht Wagner den einzig verbliebenen Kandidaten Lenzen mit großer Mehrheit nominiert hatte, stellte der sein Konzept in einem halbstündigen Vortrag den 17 Mitgliedern des Akademischen Senats vor.

Drei Stunden wurde anschließend diskutiert, sachlich und äußerst fruchtbar - das schlug sich dann in einem klaren Votum nieder: 14 Mitglieder stimmten für Lenzen, zwei dagegen, ein Stimmberechtigter enthielt sich.

Nach den Turbulenzen der vergangenen Tage herrscht nun Erleichterung. Hochschulratschef Wagner sprach nach der Wahl, von "zentnerschweren Steinen, die mir vom Herzen gefallen sind". Wagner: "Wir haben einen international anerkannten Präsidenten gefunden, er wird ein großer Zugewinn für Hamburg sein." Im immer noch besetzten Audimax erläuterten anschließend einzelne Delegierte die Wahl vor etwa 250 Studierenden. Die Stimmung war gereizt. Das angebliche Versprechen Lenzens, er werde dafür sorgen, dass er die demokratischen Strukturen an der Hamburger Alma Mater verbessern wolle, nahmen die Lenzen-Gegner jedenfalls nicht ernst. "Warum soll er sich ändern? Warum soll er anders agieren als in Berlin?", fragte ein Student.

Lenzen regierte an der Freien Universität in Berlin seit 2003 mit eiserner Hand und machte die Hochschule in Dahlem zu einer Exzellenz-Uni. Er ist einer der umstrittensten Bildungsmanager der Republik. Denn als solcher - und nicht wie ein typischer Wissenschaftler - trat Lenzen in den vergangenen Jahren in Berlin auf. Gäste empfing der Sohn eines Offiziers gern, wie die Spitzenkräfte der Wirtschaft im noblen Capital Club am Gendarmenmarkt. Sein Ziel: die FU, die zu Beginn seiner Tätigkeit 1977 als junger Professor als linker Hort der 68er verpönt war, zu einer international aufgestellten Bildungsmarke zu machen. Seit er zum Präsidenten gewählt wurde, legte der frühere Botschafter der arbeitgebernahen Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft den zersplitterten Dahlemer Campus zusammen, eröffnete Repräsentanzen in Indien und China. Lenzens Ansehen in weiten Kreisen Berlins ist groß. So wurde der Erziehungswissenschaftler immer wieder als möglicher Spitzenkandidat und Retter der Berliner CDU gehandelt. Gerne und oft mischte er sich in bildungspolitische Debatten ein.

Über die Gründe, nach 32 Jahren an der FU zu einem Zeitpunkt, an dem andere dem Ruhestand entgegenblicken, nach Hamburg zu wechseln, hat sich Dieter Lenzen nie geäußert. Viele glaubten, nach Jahren der zermürbenden Debatten mit von ihm nicht sonderlich geschätzten Verfechtern einer universitätsinternen Demokratie sei er froh, seinen Laden einigermaßen auf Kurs zu haben und die letzten zwei Jahre seiner Präsidentschaft in Würde über die Bühne zu bringen. Aber eine solche Haltung entspricht nicht dem Naturell des Machers: Er hat in Berlin alles erreicht, wird dort spekuliert. Nun suche er noch einmal eine Herausforderung. Ein Grund dürfte auch die Dauerfehde mit dem Berliner Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner (SPD) sein.

In Hamburg freut man sich auf Lenzen. Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach (CDU) erklärte: "Mit Lenzen erhält die Universität einen Präsidenten, der über eine charismatische Persönlichkeit, leidenschaftliches Engagement sowie hohe Kommunikations- und Integrationskompetenz verfügt. Ich freue mich sehr, dass es der Findungskommission gelungen ist, einen solchen Kandidaten zu gewinnen."