Als sich mit CDU und GAL vor eineinhalb Jahren zwei ungleiche Partner zu einem mutigen Bündnis im Rathaus fanden, feierten viele den Zauber, der jedem Anfang innewohnt.

Als sich mit CDU und GAL vor eineinhalb Jahren zwei ungleiche Partner zu einem mutigen Bündnis im Rathaus fanden, feierten viele den Zauber, der jedem Anfang innewohnt. Und anders als in der Politik üblich, vermochte der schwarz-grüne Senat diesen Zauber lange in den Alltag hinüberzuretten. Die Koalition arbeitete so harmonisch, dass aus der Notehe gar eine Liebesheirat zu werden schien. Selbst die größten Streitpunkte konnten die Partner beilegen. Umweltsenatorin Anja Hajduk (GAL) gelang es, der grünen Basis die Genehmigung des verhassten Kohlekraftwerks Moorburg zu erklären, und Ole von Beust stellte mit einer fulminanten Rede auf dem CDU-Parteitag die Kritiker der Schulreform ruhig.

Nun aber ist das Bündnis in den Mühen der Ebene angekommen. Das HSH-Nordbank-Desaster und die wegbrechenden Steuereinnahmen haben den Gestaltungsspielraum dramatisch eingeengt und den Zauber des Anfangs verfliegen lassen. Der Krach ums Rauchverbot und um die Sonderprüfung der HSH Nordbank zeigt, dass die Partner wieder zuerst an sich und erst dann ans Bündnis denken.

Mit dem Erfolg des Volksbegehrens droht Schwarz-Grün gar die erste schwere Ehekrise. Wenngleich der Senat den Erfolg der Reformgegner durchaus erwartet hat, belegt die breite Mobilisierung den Unmut über die Einführung der Primarschule. Es geht eben nicht um die Unzufriedenheit einiger Besserverdiener, sondern den Unmut von 182 122. Dieser Unmut wird nicht nur weiter köcheln, er könnte hochkochen. Im Sommer steht der Volksentscheid an - wenn die Reform an allen Schulen spürbar wird. Dass der Widerstand aus dem Bildungsbürgertum kommt und von vielen jungen Familien getragen wird, schürt die Nervosität in der Union zusätzlich. Kein Zweifel: Die Zeit des schwarz-grünen Honeymoons ist vorbei.