Entsetzen und Trauer, aber auch offene Begeisterung - die Reaktionen prominenter Hamburger auf den Ausgang der Bundestagswahl reichen weit.

Menschen aus den Bereichen Wirtschaft, Sport, Kultur und Soziales sind hoffnungsfroh, aber auch skeptisch über die neue Regierungszusammensetzung, die in den kommenden Jahren ihrer Meinung nach für Veränderungen und auch Auftrieb in Deutschland sorgen soll. In einem Punkt waren sich aber alle einig: Schlecht fanden sie die geringe Wahlbeteiligung.

Bernd Hoffmann, HSV-Präsident: "Wichtig ist, dass es jetzt stabile, eindeutige politische Verhältnisse in Deutschland für die nächsten Jahre gibt. Dies scheint auch der Wunsch der Wähler gewesen zu sein. Denn die Herausforderungen - und nicht nur die wirtschaftlichen - werden wir in den nächsten Monaten und Jahren noch alle ganz heftig zu spüren bekommen. Die Krise ist noch lange nicht vorbei."

Katrin Hinrichs-Aust, Unternehmerin: "Ich hätte gerne eine Jamaikakoalition gehabt und die Grünen mit im Boot gesehen. Ich habe den Eindruck, dass Frauen im Wahlkampf sachlicher reagieren und auch rüberkommen, ganz im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen. Das hat den Wählern wohl nicht gefallen. Und daher fühlen sich viele Wähler offensichtlich bei Frau Merkel besser aufgehoben."

Arthur E. Darboven, Kaufmann: "Das ist schon ein sehr knappes Ergebnis. Am meisten erschreckt mich aber die geringe Wahlbeteiligung. Schlimm, wie wenig Bürger offensichtlich eine politische oder überhaupt eine Meinung zu unserem Land haben. Das zeigt auch einen großen Bildungsmangel in Deutschland, der sich wiederum bei den vielen Stimmen für die ganz Roten zeigt - unfassbar ist deren hohes Ergebnis."

Iris von Arnim, Designerin: "Ich freue mich, dass wir einen neuen Regierungsversuch mit diesem Ergebnis starten, welches ja nur eine leicht veränderte politische Variante ist. Leider ist die geringe Wahlbeteiligung wieder mal zulasten der kleineren Parteien gegangen. Die gebildeteren Bürger gehen wohl immer noch eher wählen als zum Beispiel Hartz-IV-Empfänger, was bedauerlich in einer Demokratie ist."

Joja Wendt, Jazz-Pianist: "Nur knapp drei Viertel des Volkes hat gesprochen - das ist schlimm. Die Zeit der großen Volksparteien scheint vorbei zu sein. Wie gewohnt werden sich jetzt aber trotzdem alle als Sieger darstellen, lachhaft. Westerwelle hat alles auf eine Karte gesetzt und gewonnen. Die Traumhochzeit findet also statt. Westerwelle bekommt seine Braut und Merkel ihren Traumprinzen."

Marlies Head, Inhaberin des Madison-Hotels und Schwester von Eugen Block: "Ein klarer Sieg für die Kanzlerin, Glückwunsch! Ich habe das erwartet. Die Gefahr Rot-Rot war zu groß. Wir werden jetzt eine stabile Regierung haben."

Corny Littmann, FC-St.-Pauli-Präsident: "Dies ist natürlich nicht mein Wunschergebnis. Vor allem das schlechte Abschneiden der SPD werte ich als dramatisch. Das wird noch sehr lange zu einer innerparteilichen Zerreißprobe wegen der zukünftigen politischen Ausrichtung der Sozialdemokraten und ihrer Mitglieder und Anhänger in ganz Deutschland führen. Keine schöne Vorstellung."

Christl Bremer, Stiftung Phönikks: "Ich hatte mir wieder eine Große Koalition gewünscht. Obwohl ich ehemaliges FDP-Mitglied bin, habe ich mir nicht so ein Ergebnis der Liberalen gewünscht. Ich kann mir Frau Merkel nicht mit Herrn Brüderle und Guido Westerwelle als Außenminister vorstellen. Das Ergebnis von Herrn Lafontaine ist auf die Politikverdrossenheit der Wähler zurückzuführen. Diesmal haben sie links statt wie früher rechts gewählt."

Ian Karan, Unternehmer: "Ich hätte mir wirklich sehr gewünscht, dass die CDU mit Frau Angela Merkel mehr Stimmen bekommen hätte. Aber ich kann mit diesem Ergebnis gut leben, und die Mitte kann jetzt regieren. Diese neue Regierung wird erfolgreich regieren und ist in der Lage, richtige Ansätze zur Lösung, vor allem der noch auf uns zukommenden wirtschaftlichen Probleme zu präsentieren."

Frank Horch, Handelskammer: "Ich fordere die beiden Parteien auf, jetzt unverzüglich Koalitionsverhandlungen aufzunehmen und gerade angesichts der Wirtschaftskrise gleich am Anfang der Legislaturperiode mittelstandsfreundliche Reformen in der Steuer- und Finanzpolitik, auf dem Arbeitsmarkt und in Sozialsystemen einzuleiten sowie den Ausbau der Infrastruktur und den Abbau von Bürokratie und Abgabenlast voranzutreiben."

Josef Katzer, Handwerkskammer: "Dies Ergebnis und den Absturz der SPD habe ich nicht erwartet. Das Ergebnis entspricht nicht der Arbeit der Großen Koalition und ist daher enttäuschend. Ich finde es aber beruhigend und bin froh, dass wir so eine stabile Regierung haben. Schlimm ist, dass es trotz der vielen und aufwendigen Werbung nur so wenige Wähler zur Stimmabgabe geschafft haben."

Nikolaus Besch, Intendant: "Nach der Großen Koalition und dem minimalen Konsens der letzten vier Jahre ist das Ergebnis jetzt die Chance, politisch etwas zu bewegen. Es hat eine eindeutige Entscheidung gegeben, was ich gut finde. Die Menschen waren frustriert und wussten doch gar nicht mehr, wofür welche Partei wirklich steht, das zeigt auch die geringe Wahlbeteiligung.