Die Regeln für öffentliche Anhörungen sind streng. Ausdrücklich hatte der Vorsitzende des Schulausschusses, Ties Rabe (SPD), deshalb gestern bei den Beratungen zur Schulgesetznovelle darauf hingewiesen, auf “Beifalls- und Missfallensäußerungen zu verzichten“.

Applaus gab es trotzdem oft - immer dann, wenn Reformkritiker sich zu Wort meldeten. Schulsenatorin Christa Goetsch (GAL), die nahezu mit der gesamten Führungsspitze ihrer Behörde gekommen war, verfolgte die Debatte größtenteils regungslos.

Im Fokus der mehr als 40 Wortmeldungen standen neben den Fragen zur Finanzierung der Schulreform auch die Kritik an der Primarschule, an der Abschaffung des Elternwahlrechts sowie der Geschwindigkeit der Umsetzung. Positive Stimmen, wie der Sprecherin der Elterninitiative Pro Schulreform, Stefanie von Berg, waren in der Minderzahl: "Nur mit der Schulreform ist Chancengerechtigkeit für alle Kinder möglich."

Als erster Redner der knapp dreistündigen Sitzung im voll besetzten großen Saal der Handwerkskammer hatte Vater Kay Bauer gefordert, "das Thema Primarschule zu beenden". Christine Kröger aus Rissen sagte: "Nach wie vor gibt es keine Beweise, dass sich mit sechs Jahren so viel bessert." Noch deutlicher war die Kritik an der geplanten Abschaffung des Elternwahlrechts. Ein Vater aus Wilhelmsburg wies darauf hin, dass gerade dort viele Kinder ohne Empfehlung das Gymnasium besuchten. "Wollen Sie ihnen diese Möglichkeit verwehren, Frau Senatorin?" Britta von Schulz ging noch einen Schritt weiter: "Ich fühle mich als Mutter entmündigt und an ein totalitäres System erinnert." Nur selten machten die Abgeordneten gestern von der Möglichkeit Gebrauch, nachzufragen. Für die Kritiker war es die erste Kraftprobe, bevor die Volksinitiative "Wir wollen lernen" startet, die die Reform stoppen will.