Das sei keine Absicht, beteuern die Landesverbände. Sie investieren vor der Wahl 15 000 bis 200 000 Euro.

Hamburg. "Münte kommt!" Mit solchen Ankündigungen lässt sich selbst manch politikmüder Wähler hinterm Ofen hervorlocken. Wer sich das gestern noch massenhaft im Stadtbild präsente Plakat mit dem lächelnden SPD-Chef näher anschaut, wird aber enttäuscht. "Münte" kommt nicht mehr, er war längst da. Am 19. August, im Bierzelt auf dem Dom, es war heiß, und er hat mächtig geschwitzt.

Kein Einzelfall. Der FDP-Bundestagsabgeordnete Burkhardt Müller-Sönksen warb gestern noch für eine Veranstaltung am 21. August. Da war er beim USC Paloma zu Gast. Auch seine Diskussion über die HSH Nordbank vom 22. Juli war noch Wochen später plakatiert - um sich vor der Bundestagswahl am 2. September die besten Bäume und Laternenpfähle zu sichern?

"Nein", sagt FDP-Landesgeschäftsführer Wolfhard Buchholz-Beckmann. "Das fällt den Bürgern doch auf." Die Partei lasse die Plakate nicht absichtlich länger stehen, aber für die hamburgweit etwa 40 ehrenamtlichen Helfer sei das Auf- und Abbauen und Umplakatieren eine große logistische Herausforderung. 1960 Plakate habe der Landesverband bislang in der Stadt aufgestellt, bis zu 3000 sollen es werden. 80 000 Euro investiert die Partei in den Wahlkampf.

Dass noch Wochen nach Veranstaltungen alte Plakate am Straßenrand stehen, sei nicht gewollt, beteuert auch SPD-Landesgeschäftsführerin Karin Timmermann. "Es ist uns wichtig, dass die Aufsteller zeitnah auf den neuesten Stand gebracht werden. Zu 90 Prozent klappt das. Sehe ich trotzdem welche, bekommt der Kreis einen Anruf, damit sie entfernt werden." Das Erscheinungsbild habe für die Wähler auch etwas mit dem Zustand der Partei zu tun. Beim SPD-Landesverband gibt es einen "Plakatierungsplan", sagt Timmermann. Die Umsetzung teilen sich ehrenamtliche Helfer und ein kommerzielles Unternehmen. 200 000 Euro steckt die Landespartei in den Wahlkampf.

Die CDU nimmt zwar "nur" 100 000 Euro in die Hand, gönnt sich aber auch professionelle Plakatierer. Der Landesverband stellt seine 1000 Plakate von heute an auf, sagte Sprecherin Anna Christina Hinze. Wenn dieser Tage auf überholte Termine hingewiesen werde, seien das wohl Veranstaltungen der Kreisverbände - wie der Besuch von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble am Mittwoch in Rahlstedt. Man sei aber bemüht, "unverzüglich" zu aktualisieren.

Das entspreche den Vorgaben der Behörden: Demnach müssen Hinweise auf Veranstaltungen in der Woche spätestens am folgenden Montagmorgen beseitigt sein und solche auf Veranstaltungen am Wochenende bis Ende der darauffolgenden Woche.

Die GAL hält sich nach eigenen Worten daran: "Terminhinweise werden in der Regel noch am Tag der Veranstaltung oder spätestens ein bis zwei Tage danach mit einem neuen Hinweis überklebt", sagt Sprecherin Eva-Maria Werner. 50 000 Euro hat der Landesverband zur Verfügung, zusammen mit den Kreisverbänden will er 2000 Plakate aufstellen. Das übernehmen ehrenamtliche Mitglieder oder Parteifreunde, die dafür aber bezahlt werden. Zehn Euro pro Stunde zahlt der Landesverband.

Die Kirchenmäuse unter den wahlkämpfenden Parteien sind die Linken. 15 000 Euro setzt der Landesverband ein, ab heute sollen rund 1500 Plakate verteilt werden. 20 bis 25 Ehrenamtliche übernehmen den Job. Sprecher Martin Wittmaack: "Wir setzen auf Qualität statt auf Quantität."