Sieben Jahre lang war Drägers Name mit Hamburgs Hochschulpolitik verbunden. Jetzt heißt es für ihn endgültig Abschied nehmen.

Hamburg. Es gibt viel zu lesen und zu hören in diesen Tagen von der Uni Hamburg - von Hochschulreformen, der abgetretenen Präsidentin und dem möglichen neuen Standort. Die Hamburger Wissenschaft sorgt für Gesprächsstoff. Doch was macht eigentlich Jörg Dräger? Immerhin war der Name sieben Jahre lang eng mit Hamburgs Hochschulpolitik verbunden. Seit etwas mehr als einem Jahr ist der studierte Physiker nicht mehr Wissenschaftssenator in Hamburg. Mit dem Start der schwarz-grünen Koalition verabschiedete sich der heute 41 Jahre alte parteilose Senator aus der Politik.

Jörg Dräger macht nun weniger Schlagzeilen, will aber weiter viel bewegen: Der Ex-Senator ist eines von vier Vorstandsmitgliedern der Bertelsmann-Stiftung und zuständig für Projekte in den Bereichen Bildung, Wissenschaft, Arbeit und Politik. Die Stiftung, der die Aktienmehrheit des Bertelsmann-Konzerns gehört, hat rund 350 Mitarbeiter und einen Etat von rund 70 Millionen Euro im Jahr.

Nach dem Abschied aus der Wissenschaftsbehörde und vor dem Dienstantritt in Gütersloh war er mit seiner Frau und seinen beiden kleinen Kindern mit dem Wohnmobil durch die USA gereist, um Abstand zu gewinnen und einmal richtig abzuschalten. Bei seinem zweimonatigen USA-Urlaub (Dräger nennt es selbst eher Sabbatical) sei er zuerst jeden Tag an einem PC ins Internet gegangen und habe aus Amerika auf abendblatt.de und welt.de gelesen, was in der Heimat los sei. Irgendwann habe er dann nur noch ab und zu auf den Blackberry geschaut, und schließlich habe auch der keinen Empfang mehr gehabt.

Derzeit pendelt Dräger - wenn er nicht gerade im Ausland "Ideen einsammelt" - während der Woche zwischen Berlin und Gütersloh, um das Wochenende dann mit seiner Familie in Hamburg zu verbringen. "Ich verfolge noch immer mit großem Interesse, was in der Wissenschaft in Hamburg passiert", sagt Dräger.

"In der Politik ist es schwierig, eine Diskussion wirklich inhaltlich zu führen. Bis es inhaltliche Ergebnisse gibt, ist die Legislaturperiode häufig längst vorbei. Die Politik denkt deswegen eher in Strukturen." Das wird für Dräger am aktuellen Beispiel der Schulreform ebenso deutlich wie an der Studienreform.

"Die Politik muss viel langfristiger denken und ideologische Grabenkämpfe überwinden", fordert Dräger. In seinem neuen Job beschäftigt sich der ehemalige Wissenschaftssenator mit inhaltlichen Fragen: "Leistung und Gerechtigkeit müssen in der Schulpolitik kein Widerspruch sein. Gerade von Kanada können wir lernen, wie mit völlig neuen Unterrichtsformen ein höherer Leistungsstandard als in Deutschland erreicht wird und Kinder mit Migrationshintergrund faire Bildungschancen haben."

Die Zeit als Wissenschaftssenator möchte Dräger nicht missen - auch wenn die Diskussionen kontrovers waren und ihm Maskierte 2004 während einer Veranstaltung mal eine Sahnetorte an den Kopf geworfen haben: "Das waren sieben spannende und prägende Jahre." Doch nach sieben Jahren wollte er noch einmal etwas anderes machen - wollte, wie er sagt, "mehr agieren" und mehr "Freiheiten haben".

Im Herbst heißt es dann für Dräger noch einmal Abschied zu nehmen: Dann wird er vom Blankeneser Strand auf einen Bauernhof nach Bielefeld umziehen: "Den Mietvertrag haben wir gerade unterschrieben."