Nein, danke, die Tür müsse ihm niemand aufhalten. “Das ist Routine“, sagt Jann Meyer-Abich.

Hamburg. Die sechs Stufen zum Haupteingang der Finanzbehörde steigt er jeden Tag mit dem Fahrrad unterm Arm hoch, wuchtet mit der freien Hand die schwere Eichentür auf, schließt den Drahtesel im Fahrradkeller an und fährt mit dem knarzenden, hölzernen Aufzug nach oben in sein Büro im sechsten Stock - das Büro des Rechnungshof-Präsidenten.

Als solcher ist Meyer-Abich für den Senat Ratgeber und oberster Quälgeist zugleich. Ob Luxusfußweg zur Elbphilharmonie, unwirtschaftliche Schulbauten oder die Kosten für den Bau der HafenCity-Universität - der 62-Jährige wacht über den sorgsamen Umgang mit dem Geld der Hamburger. Dafür musste er zuletzt selbst Kritik einstecken. "Zu politisch", hieß es, und im Senat war gar von "Polemik" die Rede.

Eines aber kann man Meyer-Abich nicht vorwerfen: Dass er nicht mit gutem Beispiel vorangeht, oder besser: voranfährt. Seit 30 Jahren radelt er zur Arbeit. Auch als er 2002 Präsident des Rechnungshofs wurde, stieg er nicht auf den ihm zustehenden Dienstwagen samt Fahrer um. "Das spart rund 50 000 Euro im Jahr", sagt Meyer-Abich. Macht nach Ablauf seiner Dienstzeit in drei Jahren immerhin eine halbe Million Euro aus. "Es geht zwar auch ums Prinzip, aber es ist kein Verzicht für mich, sondern Erhalt von Lebensqualität", betont der sportliche Jurist. "Das Radfahren tut mir gesundheitlich gut."

Er genieße die zwölf Kilometer von Nienstedten, an der Elbe entlang, Richtung Gänsemarkt. Auch schlechte Radwege und rücksichtslose Autofahrer halten Meyer-Abich nicht vom Radeln ab. "Ein besonderes Risiko sind die Rechtsabbieger, zum Beispiel am Gorch-Fock-Wall", sagt er - aus leidvoller Erfahrung. Er selbst blieb bei einigen unverschuldeten Karambolagen zwar unverletzt, aber so manches Rad erlitt Totalschaden. "Meine Frau besteht inzwischen darauf, dass ich einen Helm trage."

Die Leidenschaft des Rechnungshof-Präsidenten färbt ab: "Aus unserem Direktorium fahren schon drei von sechs mit dem Rad", sagt Meyer-Abich. Auch in der Finanzbehörde wird kräftig gegen das Haushaltsdefizit angestrampelt. Staatsrat Robert Heller hat keinen Dienstwagen, selbst Haushaltsdirektor Hans Hinrich Coorssen tritt oft in die Pedale - auch für den Haushalt der Stadt. Der kommt so etwas weniger unter die Räder.