Wissenschaftsausschuss befragte den Krankenhausdirektor. Neuerliche Probleme mit der IT-Technik sorgen für Verärgerung bei Politikern aller vier Fraktionen.

"Das ist unsere letzte Sitzung vor der Sommerpause. Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend", begrüßte Eva Gümbel (GAL), die Vorsitzende des Wissenschaftsausschusses, gestern Mitglieder, Senatsvertreter und Besucher im Saal 151 des Rathauses. Zum vierten Mal befasste sich der Ausschuss mit dem Thema "gravierende Mängel im UKE" - und zumindest für den ärztlichen Direktor wurde es alles andere als ein schöner Abend. Denn Professor Jörg F. Debatin musste sich vielen unbequemen Fragen stellen, die neue Missstände im Universitätskrankenhaus Eppendorf offenbarten.

Das UKE bekommt seine Computerprobleme einfach nicht in den Griff: Am Montag waren die Pannen in dem neuen System "Soarian", das mit alten Systemen in der Universitätsklinik kompatibel gemacht worden ist, so schwerwiegend, dass die zentrale Notaufnahme von 17 bis 20 Uhr geschlossen werden musste. Noch schlimmer traf der Ausfall des gesamten EDV-Systems das Labor der Uni-Klinik, in dem noch ein altes Computersystem läuft: Hier fiel die Informationstechnologie von 13 Uhr am frühen Nachmittag bis um 2 Uhr in der Nacht komplett aus. Die Folgen sind nach Auskunft von Beteiligten "gravierend". Da im UKE-Labor sämtliche Blutproben aus den unterschiedlichen Stationen auf ihre Bestandteile untersucht und der Befund dann an die Abteilungen zurückgeschickt wird, kann es im schlimmsten Fall dazu führen, so ein Insider, "dass lebenskritische Werte nicht weitergeleitet werden". Laut Debatin waren zu jedem Zeitpunkt sämtliche Befunde verfügbar, wichtige Daten wären eben "per Fax" übermittelt worden, es sei dabei höchstens "zu Verzögerungen im Minutenbereich" gekommen.

Betroffen war außerdem das Radiologiebefundsystem, das von 19 bis 20.30 Uhr keine Daten an "Soarian" liefern konnte. "Die Schnittstellen der anderen in Gebrauch befindlichen Programme bilden, wie bekannt, ein großes Problem", hatten Klinikdirektoren Ende April in dem Brandbrief an den UKE-Chef geschrieben. Und "aufgrund der Schnittstellenproblematik kommt es zum Untergehen von Befunden".

Obwohl Debatin Mitte Mai eine - von insgesamt fünf - Task Forces ausschließlich für den IT-Bereich installiert hat, sind die Probleme zwei Monate später, wie sich zeigt, nach wie vor schwerwiegend. Dabei hatte Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach (CDU), die offenbar von Debatin über die aktuellen Computerpannen auch nicht informiert worden war, in ihren einführenden Worten noch erklärt, "dass die Task Forces ihre Arbeit intensiv aufgenommen haben und sich das Ganze auf einem sehr guten Weg befinde".

Neben den aktuellen Computerproblemen kamen gestern noch weitere Themen zur Sprache. Kersten Artus (Linke) machte einen dramatischen Zwischenfall publik, bei dem es in der UKE-Notaufnahme zu einer Mund-zu-Mund-Beatmung eines Patienten gekommen sei, weil kein Beatmungsschlauch, ein sogenannter Ambo-Beutel, greifbar war. Debatin bestätigte den Vorfall und gab zu Protokoll, "dass es in keinem Fall zu einer Gefährdung gekommen ist".

Und Stapelfeldt hakte auch im Falle des im UKE verstorbenen Wolfgang Schmidt (das Abendblatt berichtete) nach, der schwer krebskrank war. Stapelfeldt wollte wissen, ob aus dessen Krankenakte hervorging, dass er eine lebensgefährliche Allergie gegen das Schmerzmittel Novalgin gehabt hat - und ob ihm dieses dennoch während seiner Behandlung verabreicht worden ist, was dann ja durchaus eine lebensbedrohliche Gefährdung für den Patienten darstellen würde?

"Ja, bei Wolfgang Schmidt ist vermerkt gewesen, dass er eine lebensgefährliche Allergie gegen Novalgin hatte", sagte Debatin. "Und, hat er es bekommen?", hakte Stapelfeldt nach. "Das kann ich nicht zu hundert Prozent sagen."

Ob er es ausschließen könne, ließ die SPD-Abgeordnete nicht locker. "Bevor ich was Falsches sage, möchte ich das verifizieren", sagte Debatin. Er versprach den Parlamentariern, diese Information nachzuliefern.