Im Streit über die künftige Nutzung der Gründerzeit-Villa droht eine lange Hängepartie. Alle Akteure warten darauf, dass jeweils ein anderer die Initiative ergreift.

Hamburg. Die Verhandlungen zwischen der Eigentümerin des Hauses, der GEW, und der Mieterin, der Universität, über einen langfristigen Mietvertrag sind erst einmal ausgesetzt worden. Grund: Die Jüdische Gemeinde verfolgt die Idee, in dem Haus, das bis 1935 Hamburger Juden gehörte, zum Beispiel ein Jüdisches Museum einzurichten. Ruben Herzberg, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, hofft auf die Unterstützung der Stadt, die das sanierungsbedürftige Gebäude zu einem symbolischen Preis übernehmen und umbauen könnte. Das Problem: Die GEW will die "Ro 19", wie das Haus intern genannt wird, überhaupt nicht verkaufen, sondern die Mieteinnahmen weiter einstreichen.

Erst vor einer Woche hatte Uni-Präsidentin Prof. Monika Auweter-Kurtz angesichts des öffentlichen Drucks eine Kehrtwende vollzogen. Nachdem die Universität zunächst einen Mietvertrag über zehn Jahre für die "Ro 19" angestrebt hatte, lautete der Kurs nun: Wenn sich die GEW und die Jüdische Gemeinde einigen, werde die Universität von einer weiteren Nutzung des Gebäudes Abstand nehmen.

In einem erst jetzt bekannt gewordenen Brief an Herzberg hat Auweter-Kurtz ihre Haltung präzisiert. Danach will die Uni wegen des dringenden Raumbedarfs den im kommenden Jahr auslaufenden Mietvertrag zunächst einmal doch verlängern. "Um die Option für die Errichtung eines Jüdischen Museums offenzulassen, würde die Universität bei einem möglichen Mietvertrag mit der GEW einen Passus einfügen lassen, der bei einer Entscheidung für ein Jüdisches Museum eine vorzeitige Vertragskündigung und Räumung durch die Universität vorsieht", schreibt Auweter-Kurtz.

Die Universität will also das Gebäude weiter nutzen, bis es zu einer Einigung zwischen GEW und Jüdischer Gemeinde kommt. Voraussetzung dafür ist, dass beide Seiten miteinander sprechen. "Die GEW ist noch nicht an uns herangetreten", sagt Herzberg. "Im Moment sehen wir keinen Anlass, mit der Jüdischen Gemeinde zu sprechen", sagt Klaus Bullan, der Vorsitzende der GEW. Viel spricht auch nicht dafür, dass sich das ändert. Trotz einer kräftigen internen Opposition, die für die Trennung von dem historisch belasteten Erbe ist, hat sich die Mehrheit der GEW klar gegen jeden Verkauf ausgesprochen.

Und die Stadt? "Erst einmal sind die GEW, die Jüdische Gemeinde und die Uni am Zug. Solange die drei nicht zueinander gefunden haben, mischen wir uns nicht ein", sagte Susanne Frischling, Sprecherin der Kulturbehörde. Dabei hatte Bürgermeister Ole von Beust (CDU) die GEW 2007 aufgefordert, sich von dem Gebäude zu trennen. Der Grund: Der Nationalsozialistische Lehrerbund (NSLB) hatte das Haus 1935 von den jüdischen Eigentümern für nur 40 000 Reichsmark erworben. Die GEW hat als Rechtsnachfolgerin des NSLB das "arisierte Gebäude" (Herzberg) nach 1945 übernommen.