Die grüne Umweltsenatorin sieht Nachholbedarf und will künftig deutlich mehr Radwege instand setzen.

Abendblatt:

Beim morgigen autofreien Sonntag werden das erste Mal Straßen gesperrt. Wollen Sie die Hamburger zum Auto-Verzicht zwingen?

Anja Hajduk:

Wir wollen durch die Sperrung großer Verkehrsstraßen den autofreien Sonntag sichtbarer machen und die Möglichkeit geben, Straßen ohne Autos zu erleben. Wir nutzen die Straße für eine Art Eventmeile, wo wir unter anderem über Klimaschutz informieren.

Abendblatt:

Wozu ein autofreier Sonntag?

Hajduk:

Wir wollen ein Bewusstsein schaffen, das Auto zumindest zeitweise stehen zu lassen. Es geht um einen Bewusstseinswandel und ein anderes Verhalten im eigenen Alltag.

Abendblatt:

Autofreier und verkaufsoffener Sonntag finden diesmal am selben Tag statt. War das so gewollt?

Hajduk:

Zuerst stand das Datum für den autofreien Sonntag fest. Wir haben das nicht bewusst so angelegt, aber wir nutzen das jetzt als Chance, und ich freue mich sehr über die Unterstützung aus dem Einzelhandel. Gemeinsam wollen wir einen attraktiven Tag in der Stadt ohne Auto anbieten.

Abendblatt:

Sollen künftig noch mehr Straßen für Autoverkehr gesperrt werden?

Hajduk:

Ich denke nicht, dass wir ständig weitere Straßen sperren werden. Wir lassen uns für jeden autofreien Sonntag einen neuen Schwerpunkt einfallen. Im September wollen wir den europäischen autofreien Tag auch für Hamburg nutzen.

Abendblatt:

Die Autofahrer sollen vermehrt aufs Rad umsteigen. Der Start des Fahrradleihsystems "StadtRAD" ist aber erneut verschoben. Warum?

Hajduk:

Wir hatten als Termin Mitte Mai angekündigt. Dann sind Probleme eingetreten, mit denen vorher niemand gerechnet hat: Zum einen sind die Terminals nicht zeitgerecht geliefert worden. Das hat etwa zu einem Monat Verzögerung geführt. Zum anderen war die Einrichtung der Stationen etwas zäher als gedacht. Dann wurde mir gesagt, dass wir es Anfang Juni schaffen können. Die zeitlichen Auswirkungen der Probleme wurden aber unterschätzt. Deshalb sind wir jetzt vorsichtig mit der Angabe von neuen Terminen. Ende des Monats werden wir nach Gesprächen mit allen Beteiligten abschätzen können, wann wir mit "StadtRAD" starten können.

Abendblatt:

Die Opposition unkt schon vom Leihfahrrad im Schnee? Wird das System noch in dieser Fahrradsaison starten?

Hajduk:

Das System kommt noch in diesem Sommer mit 68 Stationen.

Abendblatt:

Das Leihsystem ist das eine, der Ausbau der Radwege etwas anderes. Wie steht es damit?

Hajduk:

Das Fahrradleihsystem ist schön, aber es ist kein Ersatz für die Verbesserung der Infrastruktur und der Qualität der Radwege. Beim Ausbau der Infrastruktur haben wir die größte Aufgabe vor uns. Ich weiß, dass wir besser werden müssen und das wollen wir auch. Wir werden im kommenden Jahr deutlich mehr Wege instand setzen und neu bauen als in diesem Jahr. Unter anderem werden wir die Veloroute 8 Richtung Billstedt anpacken, dann gibt es einen weiteren Ausbau der Route 11 in Richtung Wilhelmsburg. Außerdem steht die Veloroute 2 nach Eimsbüttel im Fokus. Wir wollen und werden uns jetzt sehr auf den Ausbau des Radwegenetzes konzentrieren.

Abendblatt:

Wie halten Sie es selbst mit dem Autofahren?

Hajduk:

Privat habe ich noch nie ein Auto besessen. Wenn möglich, gehe ich sehr viel zu Fuß und nutze häufig den öffentlichen Nahverkehr. Mit dem Fahrrad bin ich am liebsten ein bisschen sportlich unterwegs. Bei Fernreisen nehme ich die Bahn.