Als hier im Herbst 2007 der Grundstein gelegt wurde, schien die Finanzwelt noch in Ordnung. Gestern nun, nur 21 Monate danach und mitten in der Wirtschaftskrise, zog ein Kran über dem Nordteil des künftigen Überseequartiers in der HafenCity einen mächtigen Richtkranz hoch.

Rund 700 Gäste, Investoren und Bauarbeiter feierten das Ereignis auf Hamburgs größter Baustelle, die allen Verwerfungen auf dem Immobilienmarkt noch immer zu trotzen scheint: Neun große Gebäude mit höchst unterschiedlicher Architektur stehen in diesem Abschnitt des Quartiers im Rohbau, rund 350 Millionen Euro hat die Überseequartier-Beteiligungsgesellschaft hier bereits investiert. Insgesamt sollen in das gesamte Überseequartier einmal rund eine Milliarde Euro geflossen sein, wenn - wie geplant - 2012 alles fertig ist.

"Wir haben mit dem Nordteil dazu jetzt einen wichtigen Meilenstein erreicht", sagte der Geschäftsführer des Investoren-Konsortiums, Nikolaus Bieber. Auch für die letzte Lücke im Nordteil des Quartiers kündigte er einen Fortschritt an, nachdem dort ein australischer Hotel-Konzern abgesprungen war und ein Baufeld lange brach lag. Dort sei mit dem Hotelunternehmen "25 Hours" jetzt gerade ein neuer Pächter gefunden worden, so Bieber

Bis zum Sommer 2010 sollen im Nordteil des Überseequartiers 370 Wohnungen bezogen werden, 27 500 Quadratmeter Bürofläche sind dort geplant sowie 60 Geschäfte, Restaurants und Bars.

Auch für den Südteil des Überseequartiers gab sich Konsortiums-Geschäftsführer Bieber zuversichtlich: Im April 2010 werde auch dort mit dem Bau begonnen, kündigte er an. Bürgermeister Ole von Beust (CDU) begrüßte diese Ankündigung und bezeichnete das Überseequartier als "Kernstück" der HafenCity. Allerdings führe die Finanzkrise eben auch zu "kleineren Verzögerungen".

Tatsächlich sind die Folgen der Krise an einigen Stellen der HafenCity zu spüren - trotz der vielen Baukräne, die sich dort noch drehen. Das betrifft zwar nicht den Wohnungsbau, für den es in Hamburg und in der HafenCity laut Übersee-Konsortium weiter eine starke Nachfrage gebe. Betroffen ist aber die Finanzierung von Büroflächen, wie jüngst die städtische HafenCity GmbH festgestellt hat. So würden voraussichtlich im künftigen Südteil des Überseequartiers nicht mehr allein private Nutzer neue Büros beziehen, sondern auch das Bezirksamt Mitte mit etwa 1100 Mitarbeitern. Eine entsprechende Option hatten die Investoren mit der Stadt vereinbart, um die Finanzierung des gesamten Projekts absichern zu können. Auch der Neubau des Kreuzfahrt-Terminals samt Hotel sowie das geplante Science-Center im südlichen Überseequartier dürften sich verzögern, vermutete die HafenCity GmbH.